Werkzeuge und Arbeitshilfen Für Lehrende

Rahmenkonzept der Lehrveranstaltungsevaluation

Auf dieser Seite werden die wichtigsten Punkte des Rahmenkonzepts für die Lehrveranstaltungsevaluation kurz beschrieben:

Die Standard-Lehrveranstaltungsevaluation erfüllt mehrere Zwecke: einerseits konkrete Hinweise zur Verbesserung von Lehr-/Lernsituationen zu generieren, aber auch eine Standortbestimmung der Lehrqualität zu ermöglichen. Das übergeordnete Ziel aller Aktivitäten ist es, die Lehrqualität an der Universität Bern auf einem hohen Niveau zu halten und deren Weiterentwicklung anzustossen.

Qualitätsnachweis (Rechenschaftslegung)

Die Ergebnisse der Lehrveranstaltungsevaluation, konkret der Schlussevaluation, an der Universität Bern dienen unter anderem als Qualitätsnachweis. Da Hochschulen einem öffentlich finanzierten und rechtlich regulierten Bildungsauftrag nachkommen, sind sie verpflichtet, die Umsetzung und Zielerreichung der von ihnen angebotenen Massnahmen (in diesem Fall der Lehrveranstaltungen) gegenüber der Öffentlichkeit transparent zu machen.

Zudem ist die Lehrveranstaltungsevaluation im QSE der Universität Bern verankert und somit ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Akkreditierung der Universität.

Weiterentwicklung (Verbesserungsorientierung)

Die Evaluationsergebnisse dienen aber vor allem auch der Weiterentwicklung der Lehre, wie es das QSE-Konzept der Universität beschreibt. Hier geht es darum, Stärken und Schwächen der Lehre auf Veranstaltungsebene zu identifizieren, um Ideen für Modifikationen zu generieren. Auf diesen Zweck sind vor allem die Zwischenevaluation und die Evaluation der Leistungskontrolle, aber in gewissem Masse auch die Schlussevaluation, ausgelegt.

Die Ergebnisse der drei Evaluationen werden genutzt, um die Lehrveranstaltungen auf zwei Ebenen zu verbessern:

  1. Die Dozierenden nutzen die Ergebnisse, um das eigene Konzept (Lernergebnisse, Lehr-/Lernaktivitäten, Prüfungen) weiterzuentwickeln.
  2. Die Institute/Fakultäten nutzen Erkenntnisse aus den aggregierten Ergebnissen, um Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für gute Lehre zu optimieren.

Damit die Lehrveranstaltungsevaluation ihre Zwecke, die Qualität der Lehre an der Universität Bern sicherzustellen und zu verbessern, erfüllen kann, muss sie Antwort auf folgende Frage geben:

In welchem Masse wird in den Lehrveranstaltungen der Universität Bern Gute Lehre umgesetzt?

Um Gute Lehre an der Universität Bern zu definieren, wurde (unter anderem) eine der aktuellsten und umfangreichsten Studien zu diesem Thema (Hattie, 2014) herangezogen. Zudem wurde berücksichtigt, dass Lehre allgemein dann als «gut» gilt, wenn drei entscheidende Faktoren miteinander in kohärenter Wechselbeziehung stehen («Didaktische Kohärenz»): 

  • Lernergebnisse (learning outcomes)
  • Lehr- und Lernaktivitäten
  • Prüfungsformate

Basierend auf diesen und weiteren Erkenntnissen aktueller Lehr- und Evaluationsforschung wurden für die Lehrveranstaltungsevaluation an der Universität Bern Kriterien herausgearbeitet, die Gute Lehre bedingen.

Die qualitätsrelevanten Dimensionen einer Lehrveranstaltung und einer Leistungskontrolle, die Zielkriterien sowie deren Zusammenhänge sind in dem Modell der Lehrqualität dargestellt (siehe Abbildung). Die Fragebögen für die jeweilige Evaluation wurden auf der Basis dieses Modells entwickelt. Die Daten, die mit diesen Umfrageinstumenten gewonnen werden, zeigen konkret auf, in welchen Bereichen Verbesserungspotential für die jeweilige Lehrveranstaltung bzw. Leistungskontrolle liegt.

Methodik

An der Universität Bern basiert die Lehrveranstaltungsevaluation zum Grossteil auf studentischem Feedback, einem validen Mittel zur Beurteilung der Veranstaltungsqualität (z.B. Fondel et al., 2015). Eingeholt wird dieses Feedback in den meisten Fällen mittels schriftlichem Fragebogen.

 

Muster der Fragebögen

 

Inhalte & Absichten

Die Erhebungsinstrumente (Fragebögen) der drei Evaluationen sind inhaltlich aufeinander abgestimmt:

Zwischenevaluation

Der Fragebogen für die Zwischenevaluation ist darauf ausgelegt, wichtige Voraussetzungen für Gute Lehre sichtbar zu machen. Inhaltlich fokussiert sich der Fragebogen für die Zwischenevaluation daher auf die definierten Bedingungsfaktoren Guter Lehre: Lehrveranstaltung, Dozierende, Studierende.

 

Schlussevaluation

Der Fragebogen für die Schlussevaluation soll möglichst kurz und knapp die Zielerreichung Guter Lehre messen. Inhaltlich fokussiert sich der Fragebogen für die Schlussevaluation daher auf zwei der drei definierten Zielkriterien Guter Lehre: Lernfortschritt und Zufriedenheit.

Um in den Umfragen zusätzliche, veranstaltungsspezifische Themen abzudecken, ist es möglich, dem Kernfragebogen zur Schlussevaluation ein oder mehrere Zusatzmodul(e) hinzuzufügen. Die studentischen Bewertungen innerhalb der Zusatzmodule dienen lediglich zur Information für die Dozierenden und fliessen nicht in das Gesamtergebnis (Einstufung in Erfolgsstufe) der Schlussevaluation ein. 

Folgende Zusatzmodule stehen zur Verfügung:

  • eLearning
  • Studentische Beiträge (z.B. Seminare)
  • Team Teaching 
  • Anwendungsorientierung (z.B. Übungen, Praktika)
  • Interdisziplinarität

 

Evaluation der Leistungskontrolle

Der Fragebogen für die Evaluation der Leistungskontrollen beinhaltet sowohl die Bedingungsfaktoren Leistungskontrolle und Studierende als auch die Erreichung des Zielkriteriums Lernerfolg. Dabei fokussiert sich der Fragebogen auf die didaktische Kohärenz: Passung von Lernergebnissen, Lehr-/Lernaktivitäten sowie Inhalt und Form der Leistungskontrolle, das Lernverhalten (Studierendenfaktor) und der selbst eingeschätzte Lernerfolg (Zielerreichung). 

Nicht abgefragt werden Fairness, Zufriedenheit und die Benotung. Die Beurteilungen dieser Aspekte sind oftmals sehr subjektiv gefärbt und können unerwünschte Auswirkungen auf die Gestaltung von Leistungskontrollen hervorrufen.

Während die Zwischenevaluation keinem vorgeschriebenen Rhythmus folgt, müssen die Schlussevaluation und die Evaluation der Leistungskontrollen regelmässig durchgeführt werden:

Schlussevaluation

Die Mindestanforderung des Rahmenkonzepts sieht vor, jede Lehrveranstaltung und alle Lehrkräfte mindestens einmal in drei Jahren zu evaluieren. Innerhalb dieses Rahmens planen die einzelnen Fakultäten die Evaluationen nach je eigenen Richtlinien und kontrollieren deren Einhaltung. Für neue Lehrveranstaltungsformen und neu eingestellte Dozierende ist die Schlussevaluation Pflicht, ebenso für Lehrende auf Qualifikationsstellen (z.B. Assistenzprofessuren mit Tenure Track).

Evaluation der Leistungskontrolle

Das Rahmenkonzept sieht vor, dass 50% aller Leistungskontrollen regelmässig (mindestens alle 3 Jahre) evaluiert werden. Die Fakultäten planen die Evaluationen dementsprechend und wählen die zu evaluierenden Leistungskontrollen unter Berücksichtigung der fakultären QSE-Richtlinien aus.

Die Lehrevaluation findet zu 3 verschiedenen Zeitpunkten statt.

Für konkrete Daten für das jeweils laufende Semester siehe Aktuelles Semester.

Zwischenevaluation

  • 1. Hälfte der Lehrveranstaltung 
  • Standard: bis spätestens 9. Semesterwoche

Schlussevaluation

  • Gegen Ende der Lehrveranstaltung
  • Standard: Ende des Semesters, ab 11. Semesterwoche

Evaluation der Leistungskontrolle

  • Unmittelbar nach erfolgter Leistungskontrolle, vor Bekanntgabe der Noten
  • Standard: ab 11. Semesterwoche

Die Ergebnisse der Schlussevaluation werden einer von 5 Erfolgsstufen zugeordnet:

  • hervorragend
  • sehr gut
  • gut
  • ausreichend und
  • unzureichend

Die Zuordnung basiert auf dem Gesamtergebnis einer Schlussevaluation, welches sich aus dem Durschnitt der jeweiligen Bewertung der einzelnen Fragen ergibt. Berücksichtigt werden dabei die Fragen 1.1 - 1.3 (Lernfortschritt) und 2.1 - 2.5 (Zufriedenheit).

Ab dem FS24 gelten die, nach Zusammenarbeit mit den Fakultäten und einem externen Experten festgelegten, folgenden Schwellenwerte:

  • ≥5.7 = «hervorragend» (Stufe dunkelgrün)
  • ≥5.5 <5.7 = «sehr gut» (Stufe hellgrün)
  • ≥4.5 <5.5 = «gut» (Stufe blau)
  • ≥4.0 <4.5 = «ausreichend» (Stufe gelb)
  • <4.0 = «unzureichend» (Stufe rot)

Die Einreihung in die Stufe «hervorragende Lehre» ist mit dem ALL-Projekt (Anerkennung hervorragender Leistungen in der Lehre) verknüpft.

Bei «unzureichenden» Ergebnissen wird ein Qualitätsentwicklungsprozess angestossen. Die Fakultäten definieren diesbezügliche Massnahmen in ihren je eigenen QSE-Richtlinien.

Die Zwischenevaluation wird a priori nicht bewertet, da sie rein formativ, also verbesserungsorientiert, ausgerichtet ist.

Die auf Lehrveranstaltungsevaluation basierende QSE gestaltet sich in der Form eines Regelkreises, welcher 3 Ebenen beinhaltet, die miteinander in Wechselbeziehungen stehen:

Erste Ebene: Lehrveranstaltung

Von der ersten Ebene, der Lehrveranstaltung, sind vor allem die Dozierenden betroffen. Die Dozierenden planen die Lehrveranstaltung unter Einbezug der anstehenden Evaluationen für das bevorstehende Semester (1), führen die Evaluationen zu den gegebenen Zeitpunkten durch und leiten aus den Ergebnissen der Evaluationen (Reporte) Hinweise zur Verbesserung der Lehrveranstaltung und ggf. Leistungskontrolle ab (2/3). Die Ergebnisse und allfällige Veränderungen an der Lehrveranstaltung und/oder Leistungskontrolle (4) werden nach Möglichkeit mit den Studierenden besprochen.

Zweite Ebene: Fakultät

Jeweils nach Abschluss einer Evaluationsperiode erhalten die Fakultäten von der Fachstelle LVE Mittelwerttabellen zu den Schlussevaluationen, in welchen die Einreihung in die jeweilige Erfolgsstufe pro Lehrveranstaltung und pro Fragengruppe ersichtlich ist. Sobald die Leistungskontrollen abgeschlossen sind, werden die Ergebnisse ebenfalls aggregiert den Fakultäten zugestellt. Die Fakultäten werten diese Tabellen aus (7) und leiten entsprechende Massnahmen ein (8).

Welche Massnahmen in welchen Fällen umgesetzt werden ist im Rahmenkonzept und in den fakultären Qualitätsrichtlinien festgelegt. Grundsätzlich müssen als «unzureichend» eingestufte Lehrveranstaltungen bei der nächsten Durchführung erneut evaluiert werden (Zwischen- und Schlussevaluation). Nach Abschluss der erneuten Evaluation sind die Dozierenden aufgefordert, in einem kurzen Selbstbericht Stellung zu den drei Evaluationen zu nehmen und sich mit der eigenen Lehre auseinanderzusetzen. Sollte die wiederholte Evaluation ebenfalls «unzureichend» ausfallen, organisiert der/die Q-Beauftragte je nach fakultären Qualitätsrichtlinien ein Gespräch mit den Dozierenden und allfälligen weiteren Personen.

Zusätzlich legen die Fakultäten fest, welche Lehrveranstaltungen zu welchem Zeitpunkt evaluiert werden müssen (5) und sorgen dafür, dass dieser Plan entsprechend den Richtlinien umgesetzt wird (6).

Dritte Ebene: Universitätsleitung

Die Fakultäten erstatten zuhanden der Universitätsleitung einen Bericht über erfolgte Evaluationen, daraus gewonnene Erkenntnisse und getroffene oder geplante QSE-Massnahmen. Die Universitätsleitung wertet diese Berichte aus und bespricht diese anlässlich der Strategiegespräche mit den Fakultäten (11). Wenn nötig, werden anschliessend konkrete Ziele formuliert und Massnahmen abgeleitet (12), welche wiederum Anpassungen an der Qualitätsstrategie (9) und deren Umsetzung (10) zufolge haben.