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Literarische Lesungen im Herbst 2023

Rechte Wut, rechte Gewalt

In den USA bringt ein abgewählter Präsident rechtsradikale Gruppen dazu, das Parlament zu stürmen. In Italien, Polen, Ungarn und der Türkei werden rechtspopulistische Parteien an die Regierung gewählt. In Deutschland beschimpfen „Wutbürger“ Politikerinnen, Attentate auf Migranten und ein Anschlag auf eine Synagoge werden verübt. Rechte Wut und rechte Gewalt sind ein Symptom unserer Zeit. Aber wie sind sie zu erklären? Wie setzt sich die Literatur mit ihnen auseinander? Wie vermittelt sie die Perspektiven der Opfer? Und wie beschreibt sie die Motivationen der Täter?

Literarische Lesungen

Im Herbstsemester organisiert das Collegium generale die «Literarischen Lesungen» in Zusammenarbeit mit der Professur für neuere deutsche Literatur und Komparatistik.
Die Lesungen werden jedes Jahr zu einem ausgewählten Thema ausgerichtet, zu dem Autoren und Autorinnen aus dem In- und Ausland eingeladen werden.

Programm zum Herunterladen.pdf

Rechtsradikaler Anschlag, Buchhandlung Leporello, Berlin-Neukölln. ©Heinz J. Ostermann

10. Oktober 2023, Hörsaal 220, 18.15 Uhr

Bild von Max Czollek
© Konstantin Boerner

Max Czollek, Berlin

liest aus Gegenwartsbewältigung.

Max Czollek bezieht als Essayist, als Lyriker und als Wissenschaftler Stellung in gesellschaftlichen Diskussionen. Aus jüdischer Perspektive fordert er, sich der Rollenzuweisung im „Versöhnungstheater“ zu verweigern: „Desintegriert Euch!“ Auf die offizielle „Vergangenheitsbewältigung“ antwortet er mit einer subversiven „Gegenwartsbewältigung“. An die Stelle einer „Leitkultur“ der Mehrheitsgesellschaft setzt er das Konzept einer „jüdisch-muslimischen Leitkultur“.

31. Oktober 2023, Kornhausbibliothek, 18.15 Uhr

Bild von Daniel Schulz
© Paula Winkler

Daniel Schulz, Berlin

liest aus Wir waren wie Brüder.

Daniel Schulz berichtet in „Wir waren wie Brüder“ von einer Jugend in der Provinz nach dem Ende der DDR. Wie verhält sich ein Heranwachsender, wenn Mitschüler, Freunde, Bekannte um ihn herum in den Rechtsextremismus abgleiten? Welche Überlebensstrategien bewahren einen davor, angegriffen und verprügelt zu werden? Wie paßt man sich an, wie wird man zum Mitläufer, und wie löst man sich von einem solchen Milieu? Und welche Rolle spielt dabei eine Frau? 

 

21. November 2023, Hörsaal 220, 18.15 Uhr

Bild von Shida Bazyar
© Tabea Treichel

Shida Bazyar, Berlin

liest aus Drei Kameradinnen.

Shida Bazyar erzählt in „Drei Kameradinnen“ von drei jungen Frauen mit sogenanntem ‚Migrationshintergrund', die alltäglicher Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt sind. Die Erzählerin spricht ihr mutmaßlich weißes Lesepublikum voller Wut auf dessen eigene Vorurteile an, während ihre Freundin als Aktivistin gegen rechte Wut und rechte Gewalt kämpft. Sie wird verdächtigt, eine Brandstiftung begangen zu haben – auch von uns LeserInnen?  

12. Dezember 2023, Hörsaal 220, 18.15 Uhr

Bild von Ingo Schulze
© Gaby Gerster

Ingo Schulze, Berlin

liest aus Die rechtschaffenen Mörder.

Ingo Schulze schildert in „Die rechtschaffenen Mörder“, wie jemand aus dem Bildungsbürgertum zum Ausländerfeind wird. Die Hauptfigur, ein Antiquar, schien zu DDR-Zeiten in Dresden einen intellektuellen Freiraum geschaffen zu haben. Aber nach der ‚Wende’  löst sich diese Welt auf, und er übernimmt fremdenfeindliche Parolen. Der raffiniert konstruierte Roman stellt uns vor die Frage: Warum wird ein Liebhaber der Literatur anfällig für rechte Ideologie?