Nachwuchsförderung Reformen

Konzept

Stabile und attraktive Karriereaussichten für vielversprechende Nachwuchsforschende sind wichtig. Um die Unsicherheiten von akademischen Laufbahnen zu reduzieren, hat die Universität Bern die Bedingungen für eine akademische Karriere überprüft und Verbesserungen der Rahmenbedingungen erarbeitet.

Mit der Revision der rechtlichen Grundlagen wurden bestehende Stellenkategorien verbessert, neue eingeführt und alte teilweise ersetzt.

Der Bundesrat hat im Mai 2014 einen umfassenden Bericht mit Analysen, Daten und Massnahmen zur Lage des oberen Mittelbaus an den schweizerischen Universitäten und ETH's veröffentlicht. Der Bericht war eine Folge von sich verändernden nationalen und internationalen Rahmenbedingungen und einer intensivierten Diskussion über eine Reform der akademischen Karrierewege nach dem Doktorat.

Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, wie die akademische Karriere nach dem Doktorat so gestaltet werden kann, dass sie für alle Beteiligten besser planbar ist. Viele namhafte Studien belegen eine spezifische Schwäche des akademischen Systems in der Schweiz, aber auch im umliegenden deutschsprachigen Ausland: Es gibt eine grosse Zahl von Postdoktorierenden an den Universitäten, die mit kurzfristigen Verträgen eine ungewisse akademische Zukunft haben. Nur ein relativ kleiner Teil von ihnen erreicht eine akademische Dauerstelle (üblicherweise eine Professur) im relativ späten Alter ab 40 Jahren. Die Zeit vorher ist geprägt durch viel Unsicherheit und verlangt viel Flexibilität, etwa durch Forschungsaufenthalte. Solche Rahmenbedingungen behindern aufgrund der nach wie vor dominierenden geschlechtstypischen Muster (die sich nur langsam wandeln) Wissenschaftlerinnen in besonderem Masse. Es besteht zudem das Risiko mangelnder Attraktivität gegenüber ausserakademischen Laufbahnen. Dies führt in der Schweiz dazu, dass Absolventinnen und Absolventen von Schweizer Hochschulen in vielen Fachgebieten teilweise deutlich weniger stark vertreten sind. Die Zunahme an Doktoraten in den letzten zehn Jahren geht in erster Linie auf ausländische Forschende in der Schweiz zurück. Der Bundesrat forderte in seinem Bericht die verschiedenen Institutionen im schweizerischen Hochschulwesen – namentlich die Universitäten, ETHs und den SNF – auf, in ihren Kompetenzbereichen notwendige Reformen einzuleiten.

Das Doktorat wird in 3 bis 4 Jahren abgeschlossen, Doktorierende verfügen dabei unabhängig von der Finanzierungsquelle über ausreichend persönliche Forschungszeit.

  • An der Universität Bern gibt es drei Modelle für den Erwerb eines Doktorats (Graduate Schools, Doktoratsprogramme, freies Doktorat), wobei eine gute Betreuung für jedes Doktoratsverhältnis zentral ist.
  • Für alle Doktoratsverhältnisse wird das Vier-Augen-Prinzip (Doppelbetreuung) angewendet.
  • Doktorierende haben Anspruch auf Protected Research Time gemäss den für die Universität Bern geltenden rechtlichen Grundlagen.
  • Eine Doktoratsvereinbarung regelt für alle Doktorierenden den Ablauf, die Dauer und die Ziele des Doktorats sowie Erwartungen, Fortschritt und Ansprüche.
  • Karrieregespräche unterstützen die Doktorierenden bei der Wahl des zukünftigen beruflichen Weges und sichern den wissenschaftlichen Fortschritt.
  • Für Doktorierende an der Universität Bern besteht eine Immatrikulationspflicht.

Das frühe Postdoktorat bezweckt insbesondere die Arbeit an einem Projekt und die Akquisition von Personenförderungsmitteln sowie die Forschungsmobilität. Das fortgeschrittene Postdoktorat hat die Festigung der Stellung als Wissenschaftlerin beziehungsweise als Wissenschaftler im Hinblick auf die Qualifizierung für eine Professur zum Ziel.

  • In der Phase nach dem Doktorat stehen Forschungsmobilität (mit Vorteil unmittelbar nach der Promotion) und Akquisition von Personenförderungsmitteln im Hinblick auf eine erfolgreiche akademische Karriere im Vordergrund.
  • Es ist möglichst rasch ein Grundsatzentscheid notwendig, ob eine akademische Karriere (mit Ziel Professur oder Dozentur) angestrebt wird oder eher die forschungsbegleitende, auch ausseruniversitäre wissenschaftliche Arbeit im Zentrum steht.
  • Mit den neuen Stellenkategorien für Postdoktorierende wird der Weg für eine erfolgreiche akademische Karriere geebnet. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei ausreichend Zeit für die eigene wissenschaftliche Qualifikation («Protected Research Time»), damit sich Postdoktorierende mit namhaften Publikationen, mit einem eigenen Forschungsgebiet und dem Aufbau und der selbständigen Leitung einer Forschungsgruppe rasch profilieren können.
  • Eine Postdoktoratsvereinbarung regelt für alle Postdoktorierenden den Ablauf, die Dauer und die Ziele des Postdoktorats sowie Erwartungen, Fortschritt und Ansprüche.

Die Dozentur ist ein attraktives, alternatives Karriereziel zur Professur. Mit der neuen Assistenzdozentur wird (analog zur Assistenzprofessur mit Tenure Track) ein Karrierepfad mit Bewährungsphase im Hinblick auf eine dauerhafte Anstellung geschaffen. Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler sollen damit die Möglichkeit erhalten, gezielt auf die Übernahme einer unbefristeten Dozentur hinzuarbeiten.

  • Assistenzdozenturen mit Tenure Track verfügen über vollständige wissenschaftliche Unabhängigkeit, welche Voraussetzung für eigenständige Drittmitteleinwerbung ist. Ausreichend postdoktorale Erfahrung ist deshalb wichtig.
  • Assistenzdozenturen mit Tenure Track werden in transparenten Ausschreibungsverfahren besetzt.
  • Die Leistungen der Assistenzdozenturen mit Tenure Track werden regelmässig überprüft. Zuständig für die Evaluation ist ein Evaluationsgremium, welches durch die Fakultät eingesetzt wird.

Die Assistenzprofessur mit Tenure Track (APTT) bezweckt die wissenschaftliche Qualifikation im Hinblick auf die Übernahme einer bestehenden oder neu zu schaffenden ausserordentlichen oder im Ausnahmefall ordentlichen Professur.

  • Die Assistenzprofessuren mit Tenure Track bieten die Möglichkeit einer längerfristigen Karriereplanung und dienen der Universität als Instrument, um exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer Phase von hoher Kreativität und Produktivität an die Universität zu binden. Die Vorteile liegen bei der Anwerbung hoch qualifizierter junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem früheren Zeitpunkt und mehr Planungssicherheit, indem bei erfolgreicher Evaluation die Verfestigung der Stelle erfolgt.
  • Das Modell der APTT wird an Schweizer Hochschulen momentan stark gefördert. Der SNF unterstützte dies bis 2020 gezielt mit seinem neuen Gefäss «Eccellenza Grants». So gibt, resp. gab es weitere Möglichkeiten, kompetitiv zusätzliche Mittel einzuwerben.