CAS Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter

Institut für Psychologie, Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie

Die meisten psychischen Störungen nehmen schon im Kindes- und Jugendalter ihren Anfang, bestehen langfristig fort und sind mit erheblichen psychosozialen Einbussen verbunden. Zudem sind sie vergleichsweise stabil und stellen einen wesentlichen Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen im Erwachsenenalter dar. Daher handelt es sich beim Kindes- und Jugendalter um eine wichtige Lebensperiode für präventive und psychotherapeutische Interventionen. Obwohl es einen grossen Bedarf gibt, ist gegenwärtig jedoch ein Mangel an evidenzbasierter Psychotherapie in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen vorhanden.

Die Praxisstelle für Kinder und Jugendliche bietet Therapieplätze spezifisch für Kinder und Jugendliche an. Für genauere Informationen und Anmeldungen wenden Sie sich bitte an unser Sekretariat per Mail praxisstelle-kj.ptp@unibe.ch.

Hinweis: Die CAS Weiterbildung wird momentan nicht durchgeführt.

 

 

Überblick
Abschluss Certificate of Advanced Studies Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter PKJ Universität Bern (CAS PKJ Unibe)
Dauer 1 Jahr
Umfang 17 ECTS
Turnus Wird momentan nicht angeboten.
Flexibler Einstieg möglich Nein
Einzelmodul besuchbar Ja
Ort Bern
Aufgrund der Pandemiesituation und den damit verbundenen behördlichen Vorgaben möchten wir Sie darauf hinweisen, dass einzelne Module oder Teile davon digital durchgeführt oder verschoben werden können.
Sprache Deutsch
Zulassung Abgeschlossene Hochschulausbildung in Psychologie, mindestens im zweiten Jahr einer eidgenössisch akkreditierten Psychotherapieweiterbildung. Aufnahmen «sur Dossier» sind möglich.
Kosten CHF 6'700 exkl. Supervision
Trägerschaft Institut für Psychologie, Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Anmeldung

Das Berufsfeld der Kinder- und Jugendpsychotherapie ist vielfältig und abwechslungsreich, da sie sich an Personen einer grossen Entwicklungsspanne vom Vorschulalter bis zur Adoleszenz richtet. Zudem stellen Kinder und Jugendliche eine besonders schutzbedürftige Personengruppe dar, die immer in soziale Bezugssysteme (z.B. Familie, Schule) eingebettet ist. Dies macht eine enge Zusammenarbeit mit Bezugspersonen wie Eltern, Lehrkräften und Peers erforderlich. Somit stellt die Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen hohe fachliche Anforderungen an die behandelnden Therapeutinnen und Therapeuten. Der Zertifikatskurs «Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter» der Universität Bern (CAS PKJ Unibe) bietet Psychologinnen und Psychologen mit Hochschulabschluss, die sich mindestens im zweiten Jahr einer eidgenössisch akkreditierten Psychotherapieweiterbildung befinden, die Möglichkeit, sich im Sinne einer Spezialausbildung grundlegende theoretische Kenntnisse und praktische Kompetenzen für die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen anzueignen.

Der berufsbegleitende, einjährige CAS PKJ umfasst insgesamt 17 ECTS-Punkte. Der Teil «Wissen und Können» besteht aus acht Modulen an 18 Kurstagen, die an Freitagen und/oder Samstagen stattfinden. Darin werden spezifisch für das Kindes- und Jugendalter Techniken der Gesprächsführung und Beziehungsgestaltung, Besonderheiten der Klassifikation und Diagnostik, Früherkennungs- und Präventionsansätze, Interventionen für typische Störungsbilder (z.B. Angst-, Entwicklungs-, Regulationsstörungen, Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens), systemisch-familientherapeutische Interventionen und rechtliche Grundlagen vermittelt. Dies geschieht eingebettet in ein ganzheitliches Fallverständnis unter besonderer Berücksichtigung entwicklungspsychologischer und systemischer Aspekte. Das Ziel ist es, die Teilnehmenden praxisnah und mit wissenschaftlich fundierten Konzepten und Methoden verschiedener Therapieschulen auf Ihre psychotherapeutische Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen vorzubereiten. Die erfolgreiche Absolvierung des CAS PKJ setzt zudem eigene therapeutische Tätigkeit an der Praxisstelle PKJ der Universität Bern (mind. 50 Stunden) inkl. Vorstellung einer Fallkonzeption im Rahmen der Fallseminare (6 Halbtage) und Supervision (mind. 10 Stunden) sowie das Bestehen einer schriftlichen Abschlussprüfung voraus.

Zielgruppen

Der Studiengang richtet sich an Psychologinnen und Psychologen mit abgeschlossener Hochschulausbildung, die sich mindestens im zweiten Jahr einer eidgenössisch akkreditierten Psychotherapieweiterbildung befinden und die darauf aufbauend berufsbegleitend im Sinne einer Spezialausbildung die Kenntnisse und Kompetenzen für die Ausübung von Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter erwerben möchten.

Ziele

Bei der psychotherapeutischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen müssen entwicklungsspezifische Besonderheiten bei der Gesprächsführung, beim Beziehungsaufbau sowie im gesamten diagnostischen und therapeutischen Prozess Berücksichtigung finden.

Die Teilnehmenden...

  • erwerben fundierte Kenntnisse über zentrale Konzepte, Modelle und Theorien im Zusammenhang mit der Behandlung von Kindern und Jugendlichen
  • kennen die rechtlichen Grundlagen der Behandlung von Kindern und Jugendlichen
  • erwerben vertiefte Kenntnisse über Beziehungsaufbau und Gesprächsführung in dieser Altersgruppe
  • kennen die Besonderheiten bei der Klassifikation und typische Erscheinungsformen psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter
  • können diagnostische Verfahren bei Kindern und Jugendlichen anwenden
  • kennen Erklärungsmodelle sowie darauf aufbauende evidenzbasierte Interventionsansätze für Störungsbilder im Kindes- und Jugendalter
  • besitzen die Kompetenzen, auf der Grundlage einer ganzheitlich-systemischen Perspektive, die das soziale Umfeld und insbesondere die Familie des Kindes/Jugendlichen als wesentlichen Teil der Fallkonzeption und des gesamten therapeutischen Prozesses begreift und miteinbezieht, in verschiedenen Anwendungsbereichen und beruflichen Settings Behandlungen auf dem jeweils aktuellen Erkenntnisstand durchzuführen und zu evaluieren
 

Der Studiengang umfasst insgesamt 17 ECTS-Punkte und ist modular aufgebaut.

Er setzt sich aus einem Rahmenprogramm (Einführung, Abschlussveranstaltung und Evaluation) sowie acht Modulen im Umfang von jeweils 0,5-2 ECTS-Punkten an maximal 18 Kurstagen zusammen. Pro Kurstag sind 0,5 ECTS vorgesehen.

Inhaltlich werden die folgenden Themen abgedeckt:

  • Therapeutische Basiskompetenzen bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere Gesprächsführung und Beziehungsgestaltung
  • Klassifikation und Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit Schwerpunkt auf Intelligenz-, Entwicklungs- und Familiendiagnostik
  • Früherkennungs- und Präventionsansätze
  • Entwicklungs- und Regulationsstörungen
  • Angst- und depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen
  • Störungen der Aufmerksamkeit und des Sozialverhaltens
  • Systemische Therapie und Familientherapie
  • rechtliche Aspekte in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen

 

Detail-Angaben zu den Modulen

Modul 1: Beziehungsgestaltung, Gesprächsführung und Therapiemotivation bei Kindern, Jugendlichen und Familien

  • Jugendliche und Familien - lic. phil. Judith Bärtschi (Private Praxis Bern)

  • Kinder - Dipl.-Psych. Gabriele Glanzmann (Private Praxis Offenburg)

  • Optional: Spezialkurs Eltern - Dr. phil. Regula Mathys (EB Köniz)

 

Fokus Kinder

Bei jüngeren Kindern müssen Therapiemotivation, Zielefindung, Psychoedukation und Erarbeitung der Ziele und Verhaltensänderungen dem kognitiven, sprachlichen und emotionalen Entwicklungsstand besonders angepasst werden, da sie sich erheblich unterscheiden von der psychotherapeutischen Arbeit mit älteren Kindern oder Jugendlichen. Vermittelt werden die für dieses Alter relevanten entwicklungs- und lebensgeschichtlichen Aspekte und deren Relevanz bei der Umsetzung in die psychotherapeutische Arbeit. Dabei werden das Bindungsverhalten jüngerer Kinder, die Funktion des Spiels sowie kreativer und erlebnisorientierter Methoden in den verschiedenen Phasen beim therapeutischen Vorgehen erarbeitet und anhand von Fallbeispielen verdeutlicht.

Fokus Jugendliche und Familien

Das Jugendalter ist eine herausfordernde, oftmals verunsichernde und mit grossen inneren und äusseren Veränderungen verbundene Entwicklungsphase. Neben den wichtigsten entwicklungspsychologischen Merkmalen sollen deshalb motivationale und beziehungsfördernde Aspekte der therapeutischen Arbeit mit Jugendlichen im Vordergrund stehen.

Fokus Eltern

Kinder und Jugendliche leben in sozialen Bezügen, welche ihr Wohlbefinden mitbedingen. Es lohnt es sich deshalb, auch Eltern im Umgang mit ihren Kindern zu beraten und begleiten, damit sie wieder Zuversicht und Hoffnung entwickeln können, ihren „Job“ wirksam und befriedigend zu erfüllen.
Dazu brauchen die Eltern einen Raum und ein Gegenüber zum Reflektieren ihrer Ansprüche, Haltungen und ihrer eigenen Emotionsregulation. Gleichzeitig bekommen sie Angebote, die Beziehungsgestaltung zum Kind zu verändern, damit sie ihr Kind wieder mit einem positiveren Blick wahrzunehmen können. Eltern sollen in der Beratung ihre Kompetenzen ausbauen, die psychischen Grundbedürfnisse ihrer Kinder zu erfassen und wesentlich zur Befriedigung beizutragen.

 

Modul 2: Klassifikation und Diagnostik - lic. phil. Irène Koch (PUK Zürich)

Dieses Kursmodul zielt darauf ab, die Bedeutung der Einordnung von Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten des Kindes resp. Jugendlichen sowohl auf dem Hintergrund der Herausforderungen des Lebensalters als auch im wichtigen Lebensumfeldkontext der Schule und der Familie zu verdeutlichen. Es werden Kompetenzen vermittelt, wie ein diagnostisches Verständnis der individuellen Ressourcen sowie der Entwicklungsschwierigkeiten des Kindes/Jugendlichen erhoben und mit den Eltern und ggf. weiteren Bezugssystemen (z.B. Schule) ein Problem- sowie ein Lösungsverständnis entwickelt werden können.

Vermittelte therapeutische Techniken:

  • diagnostisches Verständnis der individuellen und systemischen Ressourcen sowie Symptome des Kindes/Jugendlichen auf dem Hintergrund der altersspezifischen Entwicklungsanforderungen sowie im Kontext der Schule und der Familie
  • systemisches Fallverstehen, Familiendiagnostische Interventionen
  • Planung diagnostischer Prozesse
  • Kommunikation des diagnostischen Verstehens, Psychoedukation

 

Modul 3: Entwicklungs- und Regulationsstörungen

  • Enuresis/ Enkopresis - Dipl.-Psych. Isolde Krug (Universitätsklinikum Freiburg i. Br.)

  • Regulationsstörungen im Säuglingsalter - Dr. Ruth Weinzierl (Josefskrankenhaus, Freiburg i. Br.)

  • Autismus-Spektrum-Störung - M.Sc. Patricia Müller (SOMOSA, Winterthur)

 

Enuresis/ Enkopresis

Ausscheidungsstörungen zählen zu den häufigen Störungsbildern im Kindesalter, seltener auch im Jugendalter. Häufig gehen sie einher mit erheblichen emotionalen Belastungen und negativen Auswirkungen auf Selbstbild und sozialen Spielraum für das Kind. und stellen für Eltern und Kind ein hohes Konfliktpotential dar.

Im Kurs werden zunächst die verschiedenen Erscheinungsformen der Störung, ätiologische und aufrechterhaltende Faktoren erarbeitet. Hierzu zählt unter anderem auch das Verständnis körperlicher und entwicklungspsychologischer Reifungsprozesse. Auf dieser Grundlage wird eine altersgerechte Vermittlung von Psychoedukation sowie Gesprächsführung mit Kind und Eltern zum Aufbau von Therapie- und Änderungsmotivation entwickelt und eingeübt. Vermittelt und erprobt werden verhaltenstherapeutische Interventionen, die sich in der Behandlung von Ausscheidungsstörungen als wirksam erweisen haben.

Regulationsstörungen

Der Begriff der „Regulationsstörungen“ umfasst im deutschen Sprachraum Schlaf- und Fütterstörungen sowie persistierendes exzessives Schreien im Säuglings- und Kleinkindalter. Diese Störungen stellen für alle Beteiligten, Kind wie Eltern, eine große Belastung dar und sind je nach Ausprägung und Persistenz auch von prognostischer Bedeutung für spätere psychische Auffälligkeiten. Die Beratung und Therapie bei Regulationsstörungen richtet sich primär an die Eltern und bezieht sehr stark die Eltern-Kind-Interaktion und das familiäre Umfeld mit ein.

Im Seminar werden Grundlagen, Diagnostik und Therapie und die Basics zu den einzelnen Regulationsstörungen (persistierendes exzessives Schreien, Schlaf- und Fütterstörungen) dargestellt. Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis wird die Arbeit mit Eltern/Familien mit regulationsgestörten Kindern erläutert und eingeübt. Methodisch kommen sowohl verhaltenstherapeutische Konzepte als auch Elemente aus der systemischen Arbeit mit Familien zum Einsatz.

Autismus-Spektrum-Störung

Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störung kommen zunehmend in psychotherapeutische Kliniken, Ambulanzen oder Praxen. Teilweise ist die Diagnose im Vorfeld bekannt. Teilweise kommen die Kinder/Jugendlichen auch mit Depressionen, Ängsten oder anderen Symptomen zur Behandlung, ohne dass die Diagnose Autismus besteht. Auf Seiten der Behandler entsteht meist der Eindruck, die/der Betreffende wirkt sozial ungeschmeidig oder irgendwie anders, doch eine wirkliche Zuordnung der Auffälligkeiten gelingt nur mit entsprechendem Hintergrundwissen.

Was ist für die Diagnosestellung wichtig? Wie kann Psychotherapie hilfreich sein? Was gilt es zu beachten? Was funktioniert therapeutisch überhaupt nicht? Vermittelt werden störungsspezifische theoretische Kenntnisse, diagnostische Verfahren und therapeutische Ansätze und Techniken zur Therapie der Symptome der Autismus-Spektrum-Störung sowie therapeutischer Besonderheiten bei Psychotherapie vor dem Hintergrund einer Autismus-Spektrum-Störung.

 

Modul 4: Störungen der Aufmerksamkeit und des Sozialverhaltens - Dr. Timo Lindenschmidt (Universität Köln & Private Praxis Köln)

Der Kurs beinhaltet neben der Vermittlung des theoretischen Hintergrundes die praktische Umsetzung möglicher verhaltenstherapeutischer Behandlungsansätze. Hierbei werden beispielsweise auch Interventionen aus dem Therapieprogramm für Kinder mit oppositionellem Verhalten (THOP) und dem Therapieprogramm für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV) kennengelernt vertieft.

Die Therapie von Kindern mit aggressiven, oppositionellen hyperkinetischen Verhaltensstörungen stellt eine besondere Herausforderung dar, weil diese Störungen häufig auftreten, meist einen chronischen Verlauf haben und schwer zu behandeln sind. Neben elternzentrierten Interventionen sind patientenzentrierte soziale Kompetenztrainings hier zum Standard in der Verhaltenstherapie geworden.

 

Modul 5: Angst- und depressive Störungen

  • Depression und Suizidalität - Dipl.-Psych. Anne von Lucadou (Universitätsklinikum Freiburg i. Br.)

  • Ängste im Kindes- und Jugendalter - Prof. Dr. Tina In-Albon (Universität Koblenz-Landau)

  • Kindesmisshandlung und Traumatisierung im transkulturellen Kontext - Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan (Hochschule Villingen-Schwenningen)

 

Depression und Suizidalität

Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Vor der Adoleszenz ist die Prävalenz niedrig und weist keine geschlechtsspezifischen Unterschiede auf. Mit 
Pubertätseintritt steigen die Depressionsraten deutlich an, insbesondere bei weiblichen Jugendlichen, auf ca. 20% bis zur Vollendung des 18. Lebensjahrs. Dies entspricht einer Verbreitung ähnlich derer im Erwachsenenalter. Depressive Störungen im Jugendalter werden in ihren Auswirkungen oft unterschätzt, obwohl sie die Lebensqualität erheblich und langandauernd einschränken. Im Kindes- und Jugendalter ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass depressive Störungen mit weiteren psychischen Erkrankungen, wie z.B. Angststörungen, somatoformen Störungen und ADHS einhergehen. Suizidgedanken, Suizipläne, -impulse und -versuche sind sehr häufig vorhanden und sollten gründlich abgeklärt werden. Auch nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten findet sich im Jugendalter häufig im Rahmen depressiver Störungen. Auf den richtigen Umgang damit wird ausführlich eingegangen. Neben Klassifikation der Störungsbilder, Diagnostik, Epidemiologie und Ätiologie werden im Kurs auch die aktuell empfohlenen evidenzbasierten 
Behandlungsansätze (Pharmakotherapie sowie Kognitive Verhaltenstherapie und Interpersonelle Psychotherapie) vorgestellt.

Trennungs-, Schulängste und soziale Ängste

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter. Die Störung mit Trennungsangst ist dabei einer der frühesten Störungen und ein Risikofaktor für die Entwicklung weiterer psychischer Störungen im Jugend- und Erwachsenenalter. Soziale Ängste beginnen dagegen häufig im Jugendalter, aber auch damit gehen viele Beeinträchtigungen und Einschränkungen einher. Mit der kognitiven Verhaltenstherapie stehen wirksame Methoden zur Behandlung der Angststörungen zur Verfügung. 

Vermittelte Inhalte und therapeutische Techniken: Kennenlernen der Störungsbilder und Symptome, Störungsmodell, aktueller Stand der Psychotherapieforschung, Vermittlung der Techniken zur Angstbewältigung bei Kindern und Jugendlichen, Vorstellung entsprechender Materialien und Manualen

Kindesmisshandlung und Traumatisierung

Traumatisierungen in Kindheit und Jugend, insbesondere sexueller, körperlicher und emotionaler Missbrauch als aktive Formen der Kindesmisshandlung sowie körperliche und emotionale Vernachlässigung als passive Formen, stellen gesicherte Risikofaktoren für psychische Erkrankungen dar, gerade für jene Störungen, die primär psychotherapeutisch behandelt.

Missbrauch und Vernachlässigung erhöhen jedoch nicht nur generell das Erkrankungsrisiko, sondern wirken sich auch ungünstig auf die jeweilige Symptomschwere aus, erhöhen das Ausmass an Komorbidität, verschlechtern den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf Behandlungsmaßnahmen. So zeigen Studien, dass Traumatisierungen in Kindheit und Jugend mit einem früheren Beginn der Depression, einer höheren Wahrscheinlichkeit für Rezidive bzw. einem chronischen Verlauf und Therapieresistenz assoziiert sind, und zwar unabhängig davon, ob psychopharmakologisch oder psychotherapeutisch behandelt wird. Besonders Kinder und Jugendliche Geflüchtete aus Kriegsgebieten mit einer unterschiedlichen Krankheitsverständnis und Krankheitsverarbeitung benötigen einen transkulturellen psychotraumatologischen Ansatz bei der Behandlung.

 

Modul 6: Rechtliche Grundlagen und Kindeswohlgefährdung - Dr. Louise Vilén Zürcher (Institut für Familienrechtspsychologie Solothurn)

Psychotherapeut*innen die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten sind immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen sie auch eine Einschätzung betreffend das Kindeswohl vornehmen müssen. An diesem Kurstag sollen die folgenden Themen zur Sprache kommen:

  • Abgrenzung von Kindeswohl- zu Kindeswohlgefährdung
  • Umgang mit Melderecht und Meldepflicht
  • Zivilrechtliches Massnahmensystem und Instrumentarium
  • Akteure im freiwilligen und im behördlichen Kindesschutz
  • Risiko- und Schutzfaktoren von Familiensystemen aus familienrechtspsychologischer Sicht
  • Einschätzung von Kindeswohlgefährdung – was ist überhaupt eine Gefährdung?
  • Rolle der Psychotherapeut*innen im Kindesschutzkontext und im Kontakt mit Behördenvetreter*innen
  • Kasuistik

Am Ende des Kurstages sind die Kursteilnehmden versiert in der Frage, wie sie eine mögliche Kindeswohlgefährdung erkennen, beschreiben und gegebenenfalls weitermelden können. Weiter werden sie mit dem zivilrechtlichen Massnahmesystem bekannt gemacht und lernen, wie die Verfahren strukturiert sind - und wo ihr Einsatz für die Kinder am sinnvollsten und am zielführendsten sind. Sie kennen die Möglichkeiten, die Fachleute im Umgang mit Kindeswohlgefährdungen offenstehen und sie können ihre Melderechte gegenüber den Meldepflichten anderer Berufsgruppen abwägen. Schliesslich soll anhand ausgewählter Fallbeispiele die wichtige Rolle der Psychotherapeut*innen aus der Perspektive des Kindesschutzes verdeutlicht und vertieft werden. Auch erhalten die Teilnehmenden die Gelegenheit, eine Kinderschützerin alles zu fragen, was sie über Kindeswohlgefährdung schon immer wissen wollten.

 

Modul 7: Früherkennungs- und Präventionsansätze - Prof. Dr. Stefanie Schmidt (Universität Bern)

Die meisten psychischen Störungen entwickeln sich bereits im Kindes- und Jugendalter und haben ein grosses Risiko, zu persistieren oder im Erwachsenenalter wieder aufzutreten. Daher gilt diese Altersspanne als besonders vielversprechend für die Durchführung von Interventionen mit dem Ziel der Prävention. Dies gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass es sich bei Jugendlichen um die Altersgruppe handelt, die nur selten und oft zu spät Hilfe sucht. Aus diesem Grund ist es wichtig, betroffene Kinder und Jugendliche möglichst frühzeitig zu erkennen und möglichst bald Hilfe anzubieten, um die Entwicklung einer manifesten psychischen Störung und psychosozialer Schwierigkeiten zu verhindern. Neben universellen Präventionsansätzen (z.B. Stärkung der Selbstwirksamkeit und Emotionsregulation) kommen dabei vor allem selektive (z.B. Kinder aus Trennungsfamilien) und indizierte Präventionsprogramme (z.B. erhöhtes Psychoserisiko) zur Anwendung. Zunehmend sind diese Präventionsansätze auch nicht mehr rein störungsspezifisch ausgerichtet, sondern haben einen transdiagnostischen Charakter und zielen entsprechend auf die Mechanismen ab, die mehreren Störungen zugrunde liegen.

Vor diesem Hintergrund werden in diesem Kurs Anzeichen und Kriterien für die Früherkennung verschiedener psychischer Problemkonstellationen und Störungen im Kindes- und Jugendalter vermittelt. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Erkennen möglicher Warnsignale in der klinischen Praxis. Exemplarisch werden zu diesem Zweck schwierige differentialdiagnostische Falldarstellungen diskutiert. Darauf aufbauend lernen die Teilnehmenden verschiedene Frühinterventionen aus dem Bereich der universellen, selektiven und indizierten Prävention kennen und können diese am Ende des Kurstages flexibel einsetzen.

 

Modul 8: Systemische Therapie und Familientherapie

  • Multifamilientherapie - Dipl.-Psych. Elisabeth Merklin (KJP Bern)

  • Systemische Therapie - Dr. Ruth Weinzierl (Josefskrankenhaus, Freiburg i. Br.) & Dipl.-Psych. Christa Probst-Geigges (Private Praxis Freiburg i. Br.)

 

Multifamilientherapie

Multifamilienarbeit basiert auf der Überzeugung und Erfahrung, dass Familien fähig sind, eigene Lösungen für ihre Probleme zu entwickeln und umzusetzen. Begleitet von ausgebildeten Familiencoaches werden die Eltern bei der Multifamilienarbeit dabei unterstützt, situationsadäquate Lösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Die Coaches regen die Familien an, sich gegenseitig auszutauschen, sich Rückmeldungen direkt zu sagen und sich in diesem Prozess miteinander zu verknüpfen. Gruppensitzungen und -aktivitäten, die Arbeit im jeweiligen Familiensystem, Paargespräche, Eltern- und Kinderrunden, spontane Einzelkontakte und Diskussionen wechseln einander ab. Videofeedbacks können genutzt werden, wenn unklar ist, wie ein Konflikt entstanden ist, oder um die Distanz zum eigenen Handeln zu erleichtern und einen Perspektivenwechsel zu ermöglichen. Die Interventionen sind lösungs- und ressourcenorientiert. Die Inhalte orientieren sich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten aller Familienmitglieder.

Systemische Therapie Advanced

Das Seminar vermittelt einen Einblick in systemische Konzepte und Methoden im therapeutischen Vorgehen bei Kindern und Jugendlichen und deren Familie. Dabei wird die systemische Hypothesenbildung zum symptomatischen Verhalten, sowie das sich daraus ableitende therapeutische Handeln im Einzel-und Mehrpersonensetting vertieft. Anhand eines Live-Gesprächs wird das systemische Vorgehen im Mehrpersonensetting exemplarisch veranschaulicht. Die Kursteilnehmer*innen werden durch Übungen und Rollenspiele mit der systemischen Gesprächstechnik und der Anwendung der Skulpturtechnik u. a. mit Schleichtieren und Figuren vertraut gemacht.

 

Trägerschaft

Der Studiengang wird von der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Instituts für Psychologie getragen.

Programmleitung

Dozierende

Bärtschi Judith, lic. phil

In privater Praxis in Bern tätig.

Glanzmann Gabriele, Dipl.-Psych.

Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Supervisorin. In privater Praxis in Offenburg tätig.

In-Albon Tina, Prof. Dr.

Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Universität Koblenz-Landau. Leiterin der Landauer Psychotherapie-Ambulanz für Kinder und Jugendliche und des Landauer Studiengangs zur Ausbildung in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.

Kizilhan Jan Ilhan, Prof. Dr. Dr.

Professor für Soziale Arbeit und Leiter des Instituts für transkulturelle Gesundheitsforschung an der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen.

Koch Irène, lic. phil.

Fachpsychologin für Psychotherapie mit Zusatzqualifikation in Psychotraumatologie FSP
Leitende Psychologin der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Tagesklinik Winterthur

Krug Isolde, Dipl.-Psych.

Leitende Psychologin am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Universitätsklinikum Freiburg i. Br.

Lindenschmidt Timo, Dr.

Dr. rer. medic., Dipl.-Psych., Dipl.-Musiktherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Seit 2017 leitender Psychologe der stationären Wohngruppe für psychisch kranke junge Erwachsene im Robert-Perthel Haus in Köln. 2015 bis Ende 2016 Leitung der Ambulanz für expansive Verhaltensstörungen im AKiP an der Uniklinik Köln sowie selbstständiger Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut mit Privatpraxis in Köln. Regelmäßige Dozententätigkeiten mit den Schwerpunkten: Störungen des Sozialverhaltens, Oppositionelles Trotzverhalten, Hyperaktive Störungen sowie Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen. 

von Lucadou Anne, Dipl.-Psych.

Approbierte Psychologische Psychotherapeutin mit Zusatzqualifikation KJP. Seit 2008 in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Freiburg tätig. Zertifizierte IPT-Trainerin und seit 2010 Workshops-Leiterin zur Interpersonellen Psychotherapie für Erwachsene und für Jugendliche (IPT-A) für die stationäre Behandlung und zur Depressionsbehandlung in Gruppen. Zudem in privater Praxis in Freiburg i. Br. tätig.

Mathys Regula, Dr. phil.

Fachpsychologin für Kinder- und Jugendpsychologie & Psychotherapie FSP

Leiterin der Ausbildung (d) in Erziehungsberatung-Schulpsychologie des Kantons Bern und Leiterin der kantonalen Erziehungsberatungsstelle EB Köniz.

Merklin Elisabeth, Dipl.-Psych.

Eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin. Therapeutische Leitung der Tagesklinik Oberland in Spiez.

Müller Patricia, M.Sc.

Therapeutische Leitung und Psychotherapeutin SOMOSA, Winterthur

Probst-Geigges Christa, Dipl.-Psych.

Diplompsychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Lehrende für Systemische Therapie bei der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF). In privater Praxis in Freiburg i. Br. tätig. Mitbegründerin, Coleitung und Dozentin des Weiterbildungsinstituts  "Freiburger Familientherapeutischer Arbeitskreis" (FFAK).

Vilén Zürcher Louise, Dr.

Geschäftsführerin des IFRP Institut für Familienrechtspsychologie GmbH in Solothurn.

Schmidt Stefanie, Prof. Dr.

Assistenzprofessorin Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters an der Universität Bern.

Weinzierl Ruth, Dr.

Psychologische Psychotherapeutin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Leitende Psychologin an der Kinderklinik des RKK-Klinikums St. Josefskrankenhaus in Freiburg i. Br.

Supervision

Bärtschi Judith, lic. phil

In privater Praxis in Bern tätig.

Glanzmann Gabriele, Dipl.-Psych.

Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Supervisorin. In privater Praxis in Offenburg tätig.

Koch Irène, lic. phil.

Fachpsychologin für Psychotherapie mit Zusatzqualifikation in Psychotraumatologie FSP
Leitende Psychologin der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Tagesklinik Winterthur

Probst-Geigges Christa, Dipl.-Psych.

Diplompsychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Lehrende für Systemische Therapie bei der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF). In privater Praxis in Freiburg i. Br. tätig. Mitbegründerin, Coleitung und Dozentin des Weiterbildungsinstituts  "Freiburger Familientherapeutischer Arbeitskreis" (FFAK).

Weinzierl Ruth, Dr.

Psychologische Psychotherapeutin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Leitende Psychologin an der Kinderklinik des RKK-Klinikums St. Josefskrankenhaus in Freiburg i. Br.

Elisabeth Hutzli

Praxis PIMPLITZ, Bümplizstrasse 109, 3018 Bern, Email: e.hutzli@bluewin.ch

Dr. Andreas Dick

Toblerstrasse 27, 8044 Zürich, Email: info@andreasdick.ch

Prof. Dr. Guy Bodenmann

Lehrstuhl für Klinische Psychologie Kinder/Jugendliche & Paare/Familien, Zürich, Email: guy.bodenmann@psychologie.uzh.ch

Prof. Dr. Simone Muntsch

Departement für Psychologie, Fribourg, Email: simone.munsch@unifr.ch

Voraussetzung für die Zulassung zu einzelnen Kursen und Modulen ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium auf Masterstufe in Psychologie oder ein äquivalenter Studienabschluss. Die Teilnehmenden müssen sich zudem mindestens im zweiten Jahr einer eidgenössisch akkreditierten Psychotherapieweiterbildung befinden. Aufnahmen «sur Dossier» sind möglich. Die Programmleitung entscheidet über die Zulassung.

Der Besuch einzelner Module ist bei freien Plätzen möglich.

Anmeldung

Die Anmeldungen zum Studiengang werden in der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet. Die Studienleitung prüft anhand Ihrer Angaben, ob die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt sind. Für die Anmeldung sind ein Motivationsschreiben und Ihr Lebenslauf erforderlich. Nach Eingabe Ihrer Bewerbungsunterlagen erhalten Sie eine Eingangsbestätigung und später die Einladung zum Aufnahmegespräch.

Anmeldung zu einzelnen Modulen

Die Module des CAS können auch einzeln besucht werden, sofern freie Plätze vorhanden sind.

Kosten

Die Kosten für den Studiengang betragen CHF 6'700 (exkl. Supervision). Beim Besuch einzelner Module fallen Kosten von CHF 370 pro Kurstag an (8 Einheiten, anrechenbar als Weiterbildung).

Kontakt

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Anschlussmöglichkeiten / thematisch verwandte Studiengänge

MAS Gesundheitspsychologie

Abschluss MAS
Start 09/2022
Sprache Deutsch-Englisch
Kosten CHF 25'100 - 25'700 inklusive Kursmaterialien, exklusive Supervisionsgebühren

Der MAS in Gesundheitspsychologie ist ein umfassender Weiterbildungsstudiengang zur Vermittlung der Grundlagen und Anwendung gesundheitspsychologischer Theorien und empirischer Evidenzen in den verschiedenen Bereichen der Gesundheitspsychologie.

Psychologisches Institut der Universität Zürich, Institut für Psychologie der Universität Bern