Medikalisierung der Gesellschaft – FS 2015
24./25. April 2015 im Schloss Münchenwiler bei Murten
Das Seminar widmet sich der Tatsache, dass medizinische Erkenntnisse, auch solche mit wissenschaftlich schwacher oder gar fehlender Grundlage, zusehends zur Grundlage gesellschaftlicher Ausrichtungen in vielen Lebensbereichen werden. Man könnte auch von einer „galoppierenden Medikalisierung“ der Gesellschaft sprechen. Hierbei kann das medizinisch Machbare, ursprünglich eingesetzt zur Linderung von körperlichem und psychischem Leid, zu Zwängen und moralischen Verpflichtungen des Individuums führen. Dieses fügt sich dabei dem Diktat der immer schönen, erfolgreichen und jugendlichen Gesellschaft, indem es sich der Methoden der Schönheitschirurgie, des Neuroenhancements und des Antiaging bedient. Diese Entwicklungen nehmen mitunter Züge einer Ersatzreligion an. Beobachtbar sind aber auch antithetisch zu verstehende Bewegungen, die ins Esoterische abgleiten, wobei der Glaube an medizinisch nicht begründbare Kräfte wichtiger scheint als naturwissenschaftlich geleitetes Wissen. Sogenannt weichere Wissenschaften wie die Geistes- und Rechtswissenschaften bedienen sich zunehmend der wissenschaftlichen Methoden der Medizin oder aber versuchen, auf das Medizinsystem mit ihren eigenen Deutungs-konzepten und Methoden Einfluss zu gewinnen – teils mit der Absicht, eine unantastbare akademische Berechtigung zu erlangen.
Ziel dieses Münchenwiler Seminars ist es, die Tendenzen und den Umgang mit der „Medikalisierung“ der Gesellschaft im Allgemeinen und der Akademie im Besonderen zu reflektieren sowie die damit verbundenen Gefahren und Chancen zu diskutieren.
Die Verpflegungs- und Übernachtungskosten sowie die Busfahrt werden vom Collegium generale getragen. Wir freuen uns über Ihre Anmeldung per Formular auf unserer Website: www.collegiumgenerale.unibe.ch bis Ende März 2015 (beschränkte Platzzahl).