Universität für alle Collegium generale

Eindeutig zweideutig. Ambivalenzen in Wissenschaft und Lebenspraxis - HS 2011

Im Alltag machen viele Menschen Erfahrungen des Hin- und Hergerissenseins, beispielsweise in den Beziehungen unter Familienangehörigen, am Arbeitsplatz, bei wichtigen Entscheidungen oder im Rückblick auf die eigene Biographie. In der Literatur wird dieses Erleben als Abwägen, Zaudern und Zweifeln beschrieben, in der Kunst als Schweben dargestellt. Das Denken in Gegensätzen und – spiegelbildlich dazu – die Betonung von grundsätzlichen Differenzen sind in der Politik und in den Wissenschaften weit verbreitet und bilden ein wichtiges Thema der Philosophie. Diese Erfahrungen können unter dem Begriff der „Ambivalenz“ gefasst werden. Er wurde vor rund hundert Jahren hier in Bern in die Psychiatrie eingeführt und hat seither in zahlreichen Disziplinen, Berufsfeldern und auch im Alltag Eingang gefunden.

Was ist den unterschiedlichen Verständnissen und Ausprägungen des Begriffes gemeinsam, worin unterscheiden sie sich? Wie gehen Kinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen in unterschiedlichen Situationen und Lebenslagen mit Ambivalenzerfahrungen um? Sind sie nur belastend oder auch Anlass, befreiend neue Lösungen zu finden? Kann das Eingeständnis von Ambivalenzen und deren Gestaltung erlernt werden? Welche Rolle spielen Ambivalenzen in der Kunst, in der Musik? Was lösen sie beim Lesen, Hören und Betrachten möglicherweise aus? Schliesslich: Welche anthropologischen Gegebenheiten setzt die Idee der Ambivalenz voraus? Kann man von einem Menschenbild des „homo ambivalens“ sprechen und was bedeutet es? Diese Themen und Fragen werden in den Veranstaltungen des Collegium generale in Referaten sowie Berichten aus der Praxis behandelt und diskutiert.

Ambivalenz (PDF, 100KB)