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Roboter HS 2018

Roboterbild

Roboter, Digitalisierung, künstliche Intelligenz: Die technologische Entwicklung stellt die Mensch-Maschine-Interaktion in ein neues Licht und viele Gesellschaften vor ungeahnte Herausforderungen. Während die

Erfindungen schon Einzug in Produktion, Beruf und Alltag halten, begleiten Diskussionen zwischen Technikbefürwortern und -gegnern die Veränderungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Roboter, Digitalisierung, künstliche Intelligenz: Die technologische Entwicklung stellt die Mensch-Maschine-Interaktion in ein neues Licht und viele Gesellschaften vor ungeahnte Herausforderungen. Wie werden Roboter der nächsten Generation mit Menschen interagieren? Wie sieht es im Operationssaal der Zukunft aus? Werden Roboter uns in der Arbeitswelt ersetzen?

Die interdisziplinäre Vorlesungsreihe bietet eine Gelegenheit, wichtige Forschungspositionen und Argumente kennenzulernen. Renommierte Referentinnen und Referenten spannen einen Bogen von technischen Entwicklungen und Problemstellungen bis hin zu rechtlichen, soziologischen und politischen Fragen und beleuchten auch die historischen Ursprünge des Maschinendenkens.

Vorlesungen der Reihe "Roboter":

Industrial and Service Robotics: State of Art and Future Trends

  • Dr. Arturo Baroncelli
    International Federation of Robotics
    19. September 2018

The presentation starts with some key cultural and technical points relative to Robotics history. Then sound figures and facts about industrial robotics are presented, with an assessment of forecast trends for the next 2 to 3 years. Major key development trends are also described. Then data, trends, key technologies and opportunities relative to Service robots are presented. Finally, conclusions, open discussions, questions and remarks.

Die Geburt des Roboters aus dem Drama

  • Prof. Dr. Andreas Kotte
    Institut für Theaterwissenschaft, Universität Bern
    26. September 2018

Dass der Begriff „Roboter“ 1920 im Drama R.U.R.von Karel Čapek geboren wird, weiss man weithin. Aber Čapek bildet nicht nur den Begriff, sondern in künstlerischer Verdichtung nimmt er Hauptkonflikte heutiger Zukunftsforschung vorweg. Das reicht von Asimovs Three Laws of Robotics oder der Auseinandersetzung über die Dummheit und künstliche Intelligenz von Robotern bis hin zu Antworten auf das technologische Singularitätsproblem. Überlagert und verschüttet ein späterer Topos „Roboter“ die komplexere dramatische Frühform? Kann Čapeks Drama auch heute noch Antworten auf brennende Fragen geben oder gehört es in die literarische Mottenkiste?

Cyborgs unter uns? Aktuelle Entwicklungen in der Rehabilitationsrobotik

  • Prof. Dr. Roger Gassert
    Labor für Rehabilitationstechnik, Institut für Robotik und intelligente Systeme, ETH Zürich 
    3. Oktober 2018

Technische Therapie- und Assistenzgeräte spielen eine immer wichtigere Rolle in der Rehabilitation und Langzeitunterstützung bei Bewegungseinschränkungen infolge Lähmung oder Amputation. Durch technische Fortschritte findet eine immer stärkere Verschmelzung von Mensch und Maschine statt, mit dem Ziel, verlorene Funktionen wiederherzustellen und eine möglichst intuitive Ansteuerung der Geräte zu ermöglichen, z.B. mittels Hirn-Maschine Schnittstellen. Neben aktuellen Entwicklungen wird dieses Referat neue Interaktionsmöglichkeiten für eine intuitive und effiziente Kooperation zwischen Mensch und Maschine aufzeigen. 

Robotik in der Chirurgie

  • Prof. Dr. Stefan Weber
    ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Universität Bern
    10. Oktober 2018

Chirurgische und interventionelle Eingriffe können kontinuierlich besser durchgeführt werden, sind mit immer geringeren Nebenwirkungen verbunden und Patienten dürfen schneller genesen. Dies ist nicht zuletzt auf die Entwicklung minimal-invasiver und bildgestützter operativer Verfahren in den letzten Jahrzehnten und auf die damit verbundene Etablierung robotischer Technologien zurückzuführen. Der Chirurgieroboter DaVinci verleiht neue Fingerfertigkeiten und ermöglicht präzisere und schnellere Eingriffe, er ist weltbekannt und auch am Inselspital im Einsatz. Technologischer Fortschritt führt aktuell zu einer Vielzahl ähnlicher Systeme am Markt. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz und die Digitalisierung der Medizin beflügeln diese Entwicklung zusätzlich. Ziel aktueller Forschung ist es, Eingriffsformen unter Verwendung robotischer Konzepte zu ermöglichen, die für einen Menschen aufgrund begrenzter Auflösung, Manipulationsfähigkeit und Sinneswahrnehmung nicht durchführbar sind. Die dazu erforderlichen höhergradigen Automatisierungsansätze und (Teil-)Autonomiekonzepte werden unter Technik- und Klinikforschern diskutiert und gemeinsam entwickelt. Neben den eigentlichen klinischen und technischen Herausforderungen steht dazu die Beantwortung komplexer ethischer, regulatorischer und juristischer Fragestellungen zum Beispiel die nach der Übernahme von Verantwortung und Haftung an.  Der Beitrag möchte auf der Basis einer Begriffsbestimmung den aktuellen Stand der Chirurgie-Robotik in Klinik und Forschung vorstellen und dem Publikum den gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskurs näherbringen.

Machine Learning and Natural Language Processing: Predicting Judicial Decisions

  • Dr. Dimitrios Tsarapatsanis
    School of Law, The University of Sheffield
    17. Oktober 2018

The first aim of this talk is to introduce to a wider legal audience the original approach I used with my computer scientist co-researchers to predict judgments of the European Court of Human Rights using natural language processing and machine learning techniques. The language used shall not be technical, and historical aspects of the evolution of ideas about quantitative legal prediction shall be addressed. The second aim consists in providing a critical discussion of the results, both in terms of their limits and of their potential significance for future developments in judicial decision-making and the practices of legal professionals.  

Warum wir uns vor Mensch-Maschinen gruseln - und andere Fragen der Robopsychologie

  • Prof. Dr. Martina Mara
    Robopsychology Lab, Johannes Kepler Universität Linz
    24. Oktober 2018

 

Maschinenliebe - Robotik in der Kunst

  • Sabine Himmelsbach
    Direktorin, Haus der elektronischen Künste, Basel in Zusammenarbeit mit "Tanz in Bern"
    31. Oktober 2018

 In den letzten Jahrzehnten haben Roboter in der Industrie, aber auch im Wohn- und Pflegebereich vermehrt Einzug gehalten und prägen zunehmend unseren Alltag. Auch in der Kunst werden neue Technologien erforscht und künstliche Maschinen von Künstler_innen für gestalterische Prozesse eingesetzt. Sabine Himmelsbach präsentiert künstlerische Werke, in denen die Vielgestaltigkeit der Robotik – von Industrierobotern bis hin zu Software-Bots – vorgestellt wird.
In Zusammenarbeit mit "Tanz in Bern"

Roboter im Hörsaal - Assistenzroboter zwischen Theorie und Alltag

  • Prof. Dr. Jürgen Handke
    Fremdsprachliche Philologien, Universität Marburg
    7. November 2018

Humanoide Roboter halten immer mehr Einzug in den verschiedensten Bereichen des Alltags: Pflege, Bankenwesen, Einzelhandel und seit einiger Zeit auch in den Lehrbetrieb. Das vom BMBF geförderte Projekt H.E.A.R.T. (Humanoid Emotional Assisstant Robots in Teaching), das neue Wege in der Hochschullehre erprobt und humanoide Roboter als Assistenten einsetzt, ist hier richtungsweisend. 

Der Vortrag erläutert die derzeitigen Fähigkeiten humanoider Roboter, informiert über die zentralen Forschungs- und Entwicklungsfragen im Projekt H.E.A.R.T. und gibt Ideen für deren Einsatz als Assistenten in der Bildung. 

Ziele 
Die Teilnehmer sollen 

  •  der Status Quo, den Stand von Technik und Forschung kennenlernen 
  •  Hypothesen und Fragen zur Assistenzrobotik einschätzen 
  •  die Fähigkeiten humanoider Roboter abschätzen können 
  • Sprache und Dialoge im Aufbau verstehen 

Bewegung und Objekterkennung erfassen

Arbeit 4.0 - Die Zukunft der Zusammenarbeit Mensch und Maschine

  • Prof. Dr. Sabine Köszegi
    Institut für Managementwissenschaften, Technische Universität Wien
    14. November 2018

Der Titel Arbeit 4.0 bringt – in Anlehnung an den Begriff Industrie 4.0 - zum Ausdruck, dass sich unsere Arbeitswelt ein weiteres Mal grundlegend verändert, ausgelöst durch Technologie-Innovationen, deren Potenzial mit der Erfindung des Stroms, der Dampfmaschine und dem Internet verglichen werden. Diese Veränderungen werfen grundlegende Fragen über Arbeit selbst auf, über ihr Wesen, ihre Organisation und ihre Verteilung. Im Vortrag werde ich nach einer kurzen Übersicht zu Trends und Prognosen über Veränderungen in der Arbeitswelt im Zeitalter von Robotik und Künstliche Intelligenz detaillierter auf folgende Herausforderungen eingehen: (i) Welche Konsequenzen ergeben sich aus den neuen Technologien am Arbeitsmarkt für Arbeitsverhältnisse (z.B. Gig Economy)?; (ii) Wie verändert sich die Arbeitsorganisation (z.B. Working Anytime/Anywhere) und welche Konsequenzen hat dies für unser Verständnis von Arbeit und Freizeit?; und (iii) Wie wird sich der Arbeitsinhalt durch Künstliche Intelligenz, Assistenzsysteme und Robotik verändern und welche Konsequenzen hat dies hinsichtlich Qualifikation/Sills und Ausbildung? 

Robots and Caregiving in Japan: Treating a Society in Trauma

  • Prof. Dr. Jennifer Robertson
    Departments of Anthropology and the History of Art, University of Michigan
    21. November 2018

Dieser Vortrag wurde wegen Verhinderung der Refentin abgesagt.

Wenn wir uns Roboter denken, denken wir sie uns als idealische höhere Menschen?

  • Prof. Dr. Martino Mona
    Institut für Strafrecht und Kriminologie, Universität Bern
    28. November 2018

Um das Verhältnis zwischen Menschen und Robotern vernünftig zu gestalten, müssen wir nicht nur klären, welchen Status künstliche Intelligenzen haben sollen, sondern – vielleicht noch mehr – welchen Status wir uns selber geben. Wir sollten uns aber auf jeden Fall davor hüten, aufgrund einer übersteigerten Vorstellung des Status von uns Menschen oder des Konzepts «Person» einen vergleichbaren Status für Roboter von Anfang an auszuschliessen. Existierende künstliche Intelligenzen haben noch keinen Personenstatus. Bei der Ausdehnung der Statussphäre auf andere biologische oder nicht-biologische Wesen sind aber regelmässig starke kognitive Verzerrungen am Werk. Wir sollten nicht dem Gegenwarts-Bias verfallen und die Messlatte für Personenstatus unvernünftig hoch ansetzen, indem wir Begriffe wie «Intelligenz», «Akteur» oder «Autonomie» mit übertriebenen metaphysischen Annahmen anreichern. Im Zweifel scheint es vernünftig, solche Begriffe deflatorisch zu verwenden und anderen Wesen eher grosszügig einen mit dem unsrigen vergleichbaren Status zuzuschreiben. Wenn wir dies fälschlicherweise tun, verlieren wir wenig, wenn wir aber Personen fälschlicherweise als Nicht-Personen qualifizieren, kann dies höchstproblematische Konsequenzen haben.

Soziale Robotik: Komplexe Verschaltungen von Gesellschaftlichem und Techn(olog)ischem

  • Prof. Dr. Sabine Maasen
    Wissenschaftssoziologie, Technische Universität München
    5. Dezember 2018

In der öffentlichen Diskussion um Robotik scheint man stets mit derselben Story konfrontiert zu sein. Menschenähnliche – mal bedrohlich, mal putzig aussehende –Maschinen treten dem Publikum als Vorboten einer unmittelbar bevorstehenden Roboterrevolution entgegen. Die Botschaft: Die Robotik kommt ‚über uns‘ und wird unser Leben tiefgreifend verändern. Gesellschaft fällt dann lediglich die Aufgabe zu, eine solche Entwicklung zu akzeptieren (oder eben nicht). Statt dieser eingeschränkten Sicht auf das Phänomen der Robotik wird der Vortrag den Blick weiten auf die komplexen Verschaltungen zwischen Gesellschaft und Robotik, die schon jetzt zu beobachten sind. Hierbei zeigt sich, dass Robotik eben kein rein technisches Problem ist, sondern als sozio-technische Herausforderungvon und in Gesellschaft angegangen werden muss. Die Frage ist nicht mehr einfach nur, wie Roboter die Gesellschaft verändern, sondern ebenso umgekehrt wie viel Gesellschaft bereits in Robotern steckt.

Der Vortrag wird diese komplexe Verschaltung von Gesellschaftlichem und Techn(olog)ischem anhand dreier Fälle beleuchten: anhand der Einbettung von Robotern in prototypische Pflegeumgebungen, der Inszenierung von Staubsaugerrobotern in sozialen Medien sowie der wechselseitigen Einstellung von Mensch und sozialem Robotern in der Robotikforschung. Jeder dieser Fälle zeigt auf seine Weise, dass Verschaltung als gegenwärtig sich vollziehender Prozess zu denken ist, der auf Resonanzen von beiden Seiten (Robotern und Menschen, Gesellschaft und Robotik) angewiesen ist: So werden Pflegeumgebungen roboterfreundlich gemacht, selbsttätige Staubsaugerroboter als Teil von Familie integriert und Roboter auf soziale, unwägbare Situationen eingestellt.

Diese Erkenntnis der Wechselseitigkeit hat gesellschaftspolitische Konsequenzen: Es reicht nicht länger, Robotik als rein technisches Problem zu betrachten, sondern diese muss unter der frühzeitigenInklusion von Bürgern gesellschaftsfähig gemacht werden. Es bedarf einer verantwortungsvollen Robotik. Dies gilt insbesondere für die Entwicklung von Robotern und deren Anwendungsszenarien. Hier reicht es nicht länger, sich auf ingenieurswissenschaftliche Expertise zu verlassen. Es bedarf einer kokreativen Entwicklungsphilosophie, die alle relevanten (z.B. pflegewissenschaftlichen und -praktischen) Zugänge miteinbindet.

Drohnen, Smart Shuttles und Lieferroboter - Transdisziplinäre Forschung für die Hauptstadtregion

  • Prof. Dr. Edy Portmann
    Informatikdepartment, Universität Freiburg
    12. Dezember 2018

Smarte Städte und Regionen schiessen weltweit wie Pilze aus dem Boden, nicht anders in der Schweiz. Die Smart Capital Region etwa, beheimatet die Schweizerischen Netzwerkindustrien wie Post, SBB und Swisscom, welche im Auftrag des Bundes ein (physisches) Infrastrukturnetz für Herr und Frau Schweizer betreibt. Diese Infrastruktur verwächst jedoch heute im Zuge der Digitalisierung immer stärker mit der virtuellen Welt. So hat der (globale) E-Commerce Auswirkungen auf die Schweizerische Post, welchen wir mit einer transdisziplinären Herangehensweise angehen, die in diesem Vortrag das Hauptthema sein wird.