Herausforderung China - FS 2007
Faszination und Irritation bestimmen die europäischen Auseinandersetzungen mit China seit Jahrhunderten in je eigenen Interpretationen. Die Beschäftigung mit Geschichte, Kultur und Gegenwart Chinas hat auch auf das westliche Selbst- und Weltbild prägend eingewirkt und in Debatten über die Differenzen des östlichen und westlichen Menschen, Denkens oder Weltbildes innereuropäischen Diskussionen Profil gegeben. Umgekehrt richten sich, wie die weithin diskutierte Berner Ausstellung zur chinesischen Gegenwartskunst kürzlich zeigen konnte, chinesische Blicke nach dem Westen, dessen Zivilisation im Zeichen von Technik und Massenkultur heute ein globales Phänomen darstellt. Zu diesen globalen Entwicklungen trägt China am Beginn des 21. Jahrhunderts in einer für das einst hermetisch abgeriegelte Land vollkommen neuen Rolle als weltweite Handelsmacht selbst bei, so dass sich die Perspektiven west-östlicher Kulturentwürfe in brisanter Weise kreuzen, etwa in der Frage der Universalgeltung ethischer Grundwerte.
Die Vorlesungsreihe des Collegium generale im Sommersemester 2007 möchte dem öffentlichen Interesse an China, wie es sich derzeit in allen Medien als China-Mode zeigt oder in den so heterogen akzentuierten Ausstellungen chinesischer Kunst des 20. Jahrhunderts in Bern, München, Kiel, Köln und Hamburg zeigte, mit vertiefenden Vorträgen entgegenkommen. Dabei soll es sowohl um kultur- und literaturwissenschaftliche sowie um sozialökonomische Analysen der gegenwärtigen Herausforderung Chinas gehen als auch um den historischen Rückblick auf die Entwicklung dieser Herausforderung seit der im berüchtigten Opiumkrieg erzwungenen Öffnung Chinas. Den vielfältigen Aspekten der Chinarezeption begegnet die Vorlesungsreihe mit der Pluralisierung der Zugangsweisen.