Universität für alle Collegium generale

Alles Falsch FS 2020

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Fälschen ist ein Phänomen aller Zeiten. Heute erhält es eine neue Reichweite. Wo Authentizität und Einzigartigkeit gefragt sind, sind Duplizierung und Fälschung nicht weit. Absichtsvolle Fälschung zieht Expertentum, möglicherweise aber auch Entlarvung und Aufdeckung nach sich.Die Vorlesungsreihe wird unterschiedliche Facetten von Fälschung, Täuschung und

Betrug beleuchten und sich mit differierenden Vorstellungen von Wahrheit, Authentizität und Einzigartigkeit auseinandersetzen. In Vorträgen zu Themen wie Mumienforschung, Doping, Provenienzforschung, forensischer Polizeiarbeit und der Leugnung des Holocaust wird aus der Perspektive verschiedener Disziplinen über die Herausforderungen und den Reiz von Fälschungen debattiert.
Ein Ziel der Reihe ist es, aktuelle Diskussionen zu Fake News und Desinformation in einen historischen Kontext zu stellen und kritische Fragen zur Verantwortung der Wissenschaften heute aufzuwerfen.

Vorlesungen der Reihe "Alles falsch":

Piltdown-Mensch und Fake-Mumien – Fälschungen in der Anthropologie und Mumienforschung

  • Prof. Dr. Albert Zink
    Institut für Mumienforschung, Eurac Research, Bolzano
    19. Februar 2020

Fälschungen sind ein Phänomen, das neben anderen Wissenschaftsrichtungen auch in der Anthropologie und Mumienforschung immer wieder anzutreffen ist. Diese reichen dabei von eher harmlosen Täuschungsversuchen, bis hin zu gezielten Betrugsdelikten, mit zum Teil erheblichen wissenschaftlichen bis hin zu strafrechtlichen Konsequenzen. Einer der ersten und wohl bekanntesten Fälschungen stellt der vermeintliche Fund eines Frühmenschen dar, der 1912 in Südostengland gefunden wurde und als Übergangsform („missing link“) zwischen Menschenaffen und Mensch angesehen wurde. Erst im Jahre 1953 wurde der sogenannte Piltdown-Mensch schließlich als Fälschung entlarvt. 

Eine häufige Form von Fälschungen findet sich auch bei ägyptischen Mumien. So wurden insbesondere gefälschte Tiermumien bereits zu historischen Zeiten hergestellt, um den hohen Bedarf an Opfergaben im alten Ägypten zu stillen. Menschliche Fake-Mumien wurden zudem oft in jüngerer Zeit im Zuge des Handels mit altägyptischen Objekten angefertigt und verkauft. Daneben kommt es in den Medien gelegentlich zu Meldungen von angeblichen Mumienfunden, die sich bei genauerer Nachforschung als Irrtümer oder Täuschungen erweisen. 

In dem Vortrag wird das Thema Fälschungen aus der Sicht der Anthropologie und Mumienforschung erörtert und anhand von Beispielen anschaulich dargelegt. 

Das Papsttum und seine Fälschungen in der Renaissance. Texte – Bilder – Einsprüche

  • Prof. Dr. Volker Reinhardt
    Departement für Geschichte, Universität Freiburg
    26. Februar 2020

Das Constitutum Constantini mit der darin enthaltenen "Konstantinischen Schenkung", die dem Papsttum die Hoheit über alle weltlichen Gewalten der Christenheit einräumt, ist eines der berühmtesten und wirkungsmächtigsten Fakes der Geschichte, und zwar vor allem dadurch, dass die Hauptaussagen dieser angeblich von Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert n. Chr. ausgestellten Urkunde in grossen Fresken anschaulich und eingängig vor Augen geführt wurden. Jahrhundertelang von den mittelalterlichen Kaisern bekämpft und in seiner Authentizität bestritten, wurde das Constitutum von dem grossen Humanisten Lorenzo Valla 1440 mit souveränen Methoden der Quellenkritik als Fälschung erwiesen, doch von den Päpsten weitere anderthalb Jahrhunderte lang als gültig verteidigt und erst um 1600 auf sehr differenzierte Weise neu bewertet. Der Vortrag zeichnet die Konfliktgeschichte dieses Fakes in grossen Linien nach und deutet das dazugehörige Bildmaterial erstmals im gesamten Kontext.

Falsch ist nicht falsch. Philosophische Richtigstellungen über die fielen Facetten der Fälschung

  • Prof. Dr. Dr. Claus Beisbart, Institut für Philosophie, Universität Bern
    4. März 2020

Falschmeldungen, Falschgeld, falsch parkieren: Das Falsche scheint allgegenwärtig undbegegnet uns im Alltag in  vielen Spielarten. Das übertr.gt sich auch auf die Fälschung:
Sowohl Kunstwerke, Unterschriften als auch wissenschaftliche Daten lassen sich fälschen und werden auch oft gefälscht. Dabei sind unsere Einstellungen zur Fälschung durchaus ambivalent. Oft wird die Fälschung als Täuschung verurteilt. Aber Fälschungen, die auf stupendem Können beruhen oder eine neue Perspektive auf Kunst und Kunstmarkt ermöglichen, finden auch Beifall, ja sogar Bewunderung. Der Vortrag möchte daher die Fälschung aus philosophischer Sicht beleuchten. Dabei geht es einmal darum zu verstehen, was eine Fälschung ist und was sie voraussetzt. In diesem Kontext soll anhand von Überlegungen nach Nelson Goodman geklärt werden, welche Kunstwerke Fälschungen erlauben. Zum anderen soll die Bewertung der Fälschung untersucht werden. Da die Fälschung fälschlicherweise Echtheit und Originalität in Anspruch nimmt, stellt sich insbesondere die Frage, welchen Wert Authentizität hat.

Contemporary Antisemitism: Old Words in New Bindings?

  • Prof. Deborah E. Lipstadt, Ph.D., Holocaust History, Emory University
    11. März 2020

Diese Vorlesung ist wegen Corona ausgefallen.

 

Leider erfunden. Herkunft und Provenienz von Kulturgütern im Lichte imaginierter Authentizität

  • Prof. Dr. Dr. Antoinette Maget Dominicé
    Institut für Kunstgeschichte, LMU München
  • 18. März 2020, Ort: Festsaal, Kunstmuseum Bern, Hodlerstrasse 8, 3011 Bern

Auf dem Weg, den ein Kulturgut von dem Moment seiner Entstehung an geht, kann es Phasen des Widerstands und der Anerkennung durchschreiten, Momente der Dunkelheit und der Erleuchtung erleben. Diese sind Teil des Wesens eines kulturellen Gutes und manifestieren sich in den vielfältigen immateriellen Aspekten seiner Erscheinung. In seinem WerkChambers of memory (1977) offenbart El Anatsui diese Bruch- und Kontaktstellen der Im/materialität und deutet ihren Konsequenzen auf Strukturen und Erinnerungen an. Die angedeutete Formung der Vergangenheit wird die Analyse anderer im/materiellen Komplexen um Kulturgüter und der Auswirkungen ihrer unklaren Herkunft und Provenienz auf ihre Rezeption stützen.

Sportliche Höchstleistungen – Alle gefälscht? Siege und Niederlagen im Kampf gegen Doping

  • Dr. Matthias Kamber
    Kamber Consulting, ehem. Direktor Antidoping Schweiz
  • 25. März 2020

Podium: Fake News und die neue Medienlandschaft

  • Adrienne Fichter, Tech-Journalistin Republik
  • Dr. Esther Girsberger, Publizistin und Unternehmerin
  • Nick Lüthi, Redaktor Medienwoche

Das Podium ist wegen Corona ausgefallen.

Plagiate in der publish-or-perish-Wissenschaftswelt

  • Prof. em. Dr. Gerhard Fröhlich
    Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie
    Johannes Kepler Universität Linz
  • 8. April 2020

Diese Vorlesung ist wegen Corona ausgefallen.

F for Fake: Kunst im Spannungsfeld von Original, Faksimile und Fälschung

  • Prof. Dr. Henry Keazor
    Institut für Europäische Kunstgeschichte
    Universität Heidelberg
  • 22. April 2020

 

Können nur Menschen täuschen? – Eine evolutionsbiologische Perspektive

  • Prof. Dr. Judith Burkart
    Institut für Anthropologie, Universität Zürich
  • 29. April 2020

Diese Vorlesung ist wegen Corona ausgefallen.

Beschönigungen und Falschangaben im Rahmen der finanziellen Berichterstattung von Unternehmen

  • Prof. Dr. Alexis Kunz
    Institut für Unternehmensrechnung und Controlling, Universität Bern
  • 6. Mai 2020

Diese Vorlesung ist wegen Corona ausgefallen.

Auf den zweiten Blick ist oft alles anders

  • Dr. Christian Zingg
    Chef Forensik, Kantonspolizei Bern
  • 13. Mai 2020

Diese Vorlesung ist wegen Corona ausgefallen.

Hidden in Plain Sight

  • Prof. Laura Kurgan
    Director Center for Spatial Research, 
  • 27. Mai 2020

Diese Vorlesung ist wegen Corona ausgefallen.

Podcasts der Reihe: "Alles falsch"