Harmlos, toxisch, kritisch oder kreativ? Memes und Humor in der Digitalkultur
Mittwoch, 19.11.2025, 18:15 Uhr
| Veranstaltende: | Collegium generale |
|---|---|
| Redner, Rednerin: | Dr. Joanna Nowotny, Schweizerisches Literaturarchiv, und PD Dr. Julian Reidy, Germanistik, Universität Bern |
| Datum: | 19.11.2025 |
| Uhrzeit: | 18:15 - 19:45 Uhr |
| Ort: |
Auditorium maximum, Raum 110 Hauptgebäude Hochschulstrasse 4 3012 Bern |
| Anmeldung: | Keine Anmeldung erforderlich |
| Merkmale: |
Öffentlich kostenlos |
Abstract
Im Vortrag untersuchen wir die Rolle von Humor in Memes unter Rückgriff auf Humortheorie, Semiotik und Diskursanalyse. Wir behandeln verschiedene Meme-Genres, darunter Rage Comics und Wortspiel-Memes, und verorten diese in historischen sowie ästhetischen Traditionen (z. B. viktorianischer Humor, Kinderreime, Comics). Viele Memes funktionieren ähnlich wie Witzzyklen, die sich im Laufe der Zeit durch partizipative Neuinterpretationen weiterentwickeln.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der geschlechtsspezifischen Dynamik der Meme-Kultur. Während Plattformen wie Tumblr einst die Produktion feministischer und queerer Memes förderten, hat von den Internetkonzernen eingeführte Zensur memetischen Widerstand ausgelöst. Memes, die sich kritisch mit den Plattformen und algorithmischen Infrastrukturen auseinandersetzen, über die sie verbreitet werden, können als reflexive kulturelle Artefakte verstanden werden: In diesem Fall sprechen wir von Meta-Memes. Dennoch gelingt es auch subversiven oder aktivistischen Memes oft nur begrenzt, politischen Wandel zu bewirken – nicht zuletzt aufgrund algorithmischer Beschränkungen und der Logiken des Plattformkapitalismus. Das Potenzial von Memes bleibt so ambivalent: Sie fungieren ebenso als Werkzeuge des Widerstands wie als Instrumente der normativen Reproduktion von Machtverhältnissen innerhalb der Digitalkultur.
