Ringvorlesung des Collegium generale: Erschütterungen

Intime Unsicherheiten in der globalen Fruchtbarkeitsindustrie

Mittwoch, 13.03.2024, 18:15 Uhr

Bild von Prof. Dr. Carolin Schurr

Veranstaltende: Collegium generale
Redner, Rednerin: Prof. Dr. Carolin Schurr, Geographisches Institut, Universität Bern
Datum: 13.03.2024
Uhrzeit: 18:15 - 19:45 Uhr
Ort: Auditorium maximum, Raum 110
Hauptgebäude
Hochschulstrasse 4
3012 Bern
Anmeldung: Hier Anmelden
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Zusammenfassung des Referats

Ukrainische Leihmütter in Zeiten des russischen Angriffskrieges, migrantische Eizellenspenderinnen in Spaniens Fruchtbarkeitsindustrie oder Schweizer Wunscheltern, die nach Mexiko reisen, um sich dort ihren Traum vom Wunschkind zu ermöglichen – sie alle sind Beispiele für die zunehmende Transnationalisierung von Reproduktion in globalen Fruchtbarkeitsmärkten. Der Vortrag zeichnet anhand verschiedener Fallstudien nicht nur die intimen Unsicherheiten auf, mit denen Wunscheltern, Leihmütter und Eizellenspenderinnen in dieser globalen Fruchtbarkeitsindustrie konfrontiert sind, sondern beschäftigt sich mit den geopolitischen Konstellationen dieses globalen Markts. Mit Hilfe des Konzepts der Reproduktiven Geopolitik geht der Vortrag der Frage nach, welche Gruppen zum Kinderkriegen ermutigt werden im Namen der zukünftigen Nation und welche entmutigt werden oder ein Kinderwunsch sogar verweigert wird. Der Zugang zu Reproduktionstechnologien und reproduktiver Gesundheit sagt viel darüber aus, wie viel Wert einem (zukünftigen) Leben zugeschrieben wird (Butler 2004; Fassin 2007, 2009). Während einige das "Ende der staatlichen Biopolitik" (Rose 2001) ausgerufen haben und die "Geschichte der Bevölkerungskontrolle" (Connelly 2009) betrachten, stützt sich dieser Vortrag auf drei verschiedene empirische Geschichten, um die Kontinuitäten und Brüche zwischen der traditionellen staatlichen Biopolitik und den neuen Formen der reproduktiven Geopolitik aufzuzeigen. Wir argumentieren, dass das territoriale Management von Bevölkerungen in der Vergangenheit explizit als Bevölkerungspolitik formuliert wurde, während die Steuerung der Reproduktion in der Gegenwart eher implizit durch Regime der Gesundheitsversorgung, Migration und Arbeitspolitik erfolgt.

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