Grosse Erschütterungen und kleine Irritationen – Emotionen in Theater und Performance
Mittwoch, 22.05.2024, 18:15 Uhr
Veranstaltende: | Collegium generale |
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Redner, Rednerin: | Prof. Dr. Doris Kolesch, Institut für Theaterwissenschaft, Freier Universität Berlin |
Datum: | 22.05.2024 |
Uhrzeit: | 18:15 - 19:45 Uhr |
Ort: |
Auditorium maximum, Raum 110 Hauptgebäude Hochschulstrasse 4 3012 Bern |
Anmeldung: | Hier Anmelden |
Merkmale: |
Öffentlich kostenlos |
Abstract
Dem Theater wurden in Geschichte wie Gegenwart vielfältigste Funktionen zugeschrieben: von der Unterhaltung bis zur Erziehung, von der Belehrung bis zur Einübung sozialer Interaktion, von der politischen Repräsentation bis zur Vorführung und Darstellung gesellschaftlich-sozialer Ordnungen, Werte und Hierarchien reichen die Aufgaben bzw. Leistungen, die dem Theater zugetraut oder auch zugemutet wurden. Bei aller Unterschiedlichkeit dieser Funktionszuschreibungen zieht sich eine Einschätzung nahezu konstant durch die Kulturgeschichte: Theater wird immer auch geradezu als eine Gefühlsmaschinerie verstanden, als ein Dispositiv sowohl der Vorführung und Darstellung von Emotionen (insbesondere, aber nicht nur auf Seiten der Schauspielenden) als auch der Erzeugung und des Erlebens von Emotionen (insbesondere, aber nicht nur auf Seiten des Publikums).
Der Vortrag unternimmt an ausgewählten Beispielen einen kulturhistorischen Streifzug durch den vielfältigen Zusammenhang von Theater und Emotionalität. Dabei konzentriere ich mich vor allem auf den Aspekt der Provokation und Erregung von Gefühlen im Publikum und diskutiere, wie schwierig diese zu erforschen sind und welche affektiven Dynamiken aktuelle Aufführungsformate zu initiieren vermögen. Dabei wird sich zeigen, dass die Sehnsucht nach dem großen, erschütternden Gefühl, das ein historisches Klischee im Kontext der Debatten um Theater darstellt, um die Beachtung vermeintlich kleiner Irritationen ergänzt werden sollte, die durchaus nachhaltig und reflexiv wirksam werden können.