Produktiv bis ans Lebensende

Die letzte Vitrine ist Humboldts zweiter Forschungsreise und seinem Spätwerk gewidmet. 60-jährig durchquerte Humboldt auf seiner „Sommerreise“ 1829 Zentral-Asien bis zur chinesischen Grenze. Er erforschte dabei Gebirgs- und Vulkanketten, Mineralien und Metallvorkommen, die Vegetation der grossen Steppen, und er zog den Vergleich zum Klima Europas und Amerikas. Den umfangreichen Ertrag der Reise bildet die 3-bändige Asie centrale, 1843, die unter anderem eine grossformatige Faltkarte des Kontinents enthält.

Um der Konkurrenz durch Raubdrucke zuvorzukommen, entschied sich Humboldt 1853 dazu, eine Auswahl Kleinerer Schriften zu publizieren, und nannte sie „Geognostische und physikalische Erinnerungen“. Darin enthalten ist einer seiner berühmtesten Texte, „Ueber einen Versuch den Gipfel des Chimborazo zu ersteigen“, in dem er seinen beinahe gelungenen Aufstieg auf diesen Vulkan im heutigen Ecuador im Jahre 1802 schildert, als dieser noch als höchster Berg der Welt galt.

Seine Faszination für Vulkane illustrierte Humboldt auch in dem begleitenden kleinen Bildatlas Umrisse von Vulkanen, 1853, u. a. mit einer Zeichnung des Popocatepetl. Einen der zwölf Stiche nach Humboldts Zeichnungen fertigte der berühmte preußische Architekt und Künstler Karl Friedrich Schinkel an.

Bilanz und Vermächtnis seines langen Forscherlebens stellt das 5-bändige opus magnum Kosmos dar, 1845–1862, in dem Humboldt nicht weniger als den Versuch einer „Weltbeschreibung“ unternimmt. Vom Weltall über die anorganische Materie, die Lebewesen der Erde bis hin zu sozialen und künstlerischen Praktiken zieht Humboldt die Summe all seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse. Neben der dritten Ausgabe der Ansichten der Natur ist der Kosmos eines der wenigen in Fraktur erschienenen Werke Humboldts, der sich sonst mit der Gestaltung in Antiqua-Schriften eher an ein internationales Publikum richtete. Humboldt konnte den letzten Band seines Monumentalwerks nicht mehr vollenden, eine Reihe Gedankenstriche markiert die Stelle, an der das Manuskript für immer abbrach.

Begleitet wurde der Kosmos von einem Physikalischen Atlas, 1845–1848, des Geographen Heinrich Berghaus, der in vielfältigen Karten, Diagrammen und Abbildungen Humboldts Schilderungen illustriert, u. a. mit pflanzengeographischen Darstellungen.