Aus dem Bergwerk in die Neue Welt

Die erste Vitrine zeigt Beispiele aus dem Früh- und Reisewerk Alexander von Humboldts. Die auf Latein verfasste botanische Studie Florae Fribergensis, 1793, ist typisch für Humboldts zunächst oft noch monodisziplinäre Forschung. Die hier gezeigte Abbildung stellt Details unterirdischer Pflanzenarten dar.

Durch die Reise nach Amerika beginnt Humboldt, Wissenschaften zusammenzudenken. Den Bericht dieser Reise veröffentlichte er in der 3-bändigen Relation historique, 1814–1831, die auf seinem Feldtagebuch basiert und chronologisch die ersten Stationen seiner Expedition schildert.

Ein formales Experiment wagt Humboldt mit den Vues des Cordillères, 1810–1813. Sie bestehen aus einem Folio-Bildband mit 69 Tafeln, die auf Humboldts Skizzen und Feldzeichnungen beruhen, von namhaften Künstlern ausgefertigt wurden und teilweise koloriert in herausragender Qualität gedruckt wurden. Zu sehen ist hier die doppelseitige Darstellung des Anden-Vulkans Chimborazo. Erläutert werden diese Tafeln in einem Textband mit 69 Kapiteln, die in essayistischer Prägnanz die ethnologischen, archäologischen und naturwissenschaftlichen Gegenstände beschreiben. So entsteht gleichsam ein Museum in Buchform mit Exponaten und Erläuterungen.

Die Ansichten der Natur stehen in starkem Kontrast zu den Vues, weil sie sich im Taschenbuchformat als Begleiter auf Feldexkursionen eignen. Inspiriert von seiner Amerika-Reise, schildert Humboldt darin geologische, klimatologische und zoologische Phänomene wie Wasserfälle, Steppen, Vulkane und Tierlaute in literarischer Anschaulichkeit. Wie sein Vorbild Bernardin de St. Pierre, der mit den empfindsamen Naturschilderungen in seinem Roman Paul et Virginie (1788) einen Bestseller verfasst hatte, waren auch die Ansichten ein Verkaufserfolg. Bis ins hohe Alter erweiterte sie Humboldt in drei Ausgaben, 1808, 1826 und 1849.