Interview mit Reto Zimmermann
Fliegende Untertassen im Unisport
Im Gespräch mit Reto Zimmermann über Frisbee im Unisport
Reto Zimmermann, Leiter des Universitätssports und mehrfacher Frisbee Weltmeister, gibt einen Einblick in die faszinierende Welt der fliegenden farbigen Kunststoffscheiben. Rasch wird deutlich, dass Frisbee weit mehr als nur ein Strandspielzeug ist.
Wenn du in zwei bis drei kurzen Sätzen erklären musst, was Frisbee ist…
Es gibt etwa zehn verschiedene Frisbee-Disziplinen. Ultimate ist sicherlich die bekannteste. Ein sehr athletisches Teamspiel, bei welchem das Frisbee in die Endzone gespielt und gefangen werden muss.
Was fasziniert dich an Frisbee?
Frisbee ist für mich der Traum vom Fliegen. Die ausgeklügelten Wettkampfsportarten faszinieren mich und über allem steht der «Spirit of the Game».
Was bedeutet «Spirit of the Game»?
Die Spiele sollen heiss umkämpft sein, aber nie auf Kosten der Einhaltung der Regeln, des gegenseitigen Respekts oder des Spasses am Spiel. Fairplay wird grossgeschrieben. Es wird auch ohne Schiedsrichter/innen gespielt.
Welche Frisbee-Disziplinen bietet der Unisport an?
Im Unisport findet wöchentlich ein Ultimate-Traning statt. Wir sind zwei Trainingsleitende. Das ermöglicht uns, auf die unterschiedlichen Leistungsniveaus gut eingehen zu können. Den Einsteigerinnen und Einsteigern vermitteln wir zunächst die verschiedenen Wurf- und Fangarten, damit auch sie bald viel Spass und Erfolg im Spiel haben werden.
Du bist mehrfacher Freestyle Frisbee Weltmeister. Weshalb sucht man vergeblich nach Trickwürfen, Körperrollern und «Nail delay» im Unisportprogramm?
Ich habe letztes Jahr versucht, ein Freestyleangebot im Unisport zu etablieren, aber die Nachfrage war leider nicht da. Freestyle ist eine schwierige Disziplin, bei der sehr viel Geduld gefordert ist. Beim Freestyle verhält es sich ähnlich wie beim Jonglieren-Lernen mit Keulen – üben, üben, üben.
Vis-à-vis vom Zentrum Sport und Sportwissenschaft gibt es neu vier «Disc Golf»-Körbe. Spielt ihr im Unisporttraining auch «Disc Golf»?
Ein Disc Golftraining bieten wir nicht an. Aber der Unisport stellt Wurfscheiben zur Verfügung, damit die Spielenden selbstständig im Studersteinpark eine Runde Disc Golf spielen können. Die Frisbees sind in der Materialkiste bei der grossen Aussentreppe deponiert und frei zugänglich.
Wie funktioniert «Disc Golf»?
Disc Golf hat dieselbe Spielidee wie Golf respektive Minigolf. Alle Spielenden besitzen ein Frisbee und werfen es von einem bestimmten Ausgangspunkt aus mit möglichst wenig Würfen in den Korb. Auf der Unisportwebsite findet man einen Plan inklusive Spielregeln. Zudem werde ich einmal pro Monat über Mittag eine gesellige kompetitive Runde Disc Golf lancieren.
Wer kommt zu dir ins Training?
Männer und Frauen, jedoch mehrheitlich Männer. Viele junge Studierende und einige Akademiker, die Ultimate-Fans sind. Ab und zu kommen Sportstudierende zu Prüfungsübungszwecken ebenfalls ins Training.
Wie hat sich im Verlaufe der Jahre das Unisport-Training verändert?
Heute nehmen konstant genug Leute am Ultimate-Training teil. So gelingt ein gutes aufbauendes Training. Seit einigen Jahren kommen die jungen neuen Studierenden mit Vorerfahrungen ins Training. Ultimate wird heute vermehrt an den Gymnasien gespielt.
Welche Tipps gibst du den Einsteigerinnen und Einsteigern mit auf den Weg?
Das Frisbee braucht Drall – das schafft man nur mit lockerem Handgelenk. Damit der Pass ankommt, muss die Hand nach dem Loslassen des Frisbees in Richtung Wurfziel zeigen. Und kurze Fingernägel sind auch von Vorteil.
Manchmal kommen auch Sportartneulinge mit der Idee vom lockeren «Hin und Her» ins Training und meinen, dass sie in Jeans mitspielen können. Sie merken dann aber schnell, dass Ultimate ein sehr intensiver Teamsport mit Kampfgeist ist.
Wem möchtest du ein Frisbee-Training schmackhaft machen?
Man muss Spielertyp sein und sich gerne intensiv bewegen. Auch Ultimate-Einsteigerinnen und Einsteiger sind willkommen. Diese werden rasch integriert.
Gibt es in Bern ausserhalb des Unisports auch eine Möglichkeit, Ultimate organisiert zu spielen?
Ja, Bern ist eine Hochburg für Frisbee-Aktivitäten in der Schweiz. In Bern gibt es gleich drei Ultimate-Clubs. Es gibt Herren-, Mixed- und Damenteams. «Flying Angels» ist der ambitionierteste Club, der über viele Jahre konstant mit Spitzenteams an internationalen Wettkämpfen teilnimmt.
Was muss ich beachten, wenn ich ein Frisbee kaufen möchte?
Ich würde das Frisbee in einem Sportgeschäft oder im Spieleladen «DracheNäscht» kaufen. Die Qualität sieht man dem Frisbee leider nicht an. Diese findet man erst später beim Spielen heraus. Der Preis gibt aber einen ersten Anhaltspunkt. Ein Frisbee unter 10 Franken ist sehr wahrscheinlich eher Schrott. Wenn du ein Frisbee für Kinder kaufen möchtest, würde ich eine weichere kleinere und dadurch leichtere Scheibe als die harte Ultimate-Scheibe von 175g wählen.
Was empfiehlst du einem Frisbee-Fan?
Er soll unbedingt internationale Ultimate-Turniere spielen, sicherlich auch mal ein Turnier in den USA. Die amerikanischen Spielerinnen und Spieler haben durchwegs ein tolles Leistungsniveau und die Stimmung an den Turnieren ist einfach toll.
Sehr eindrücklich finde ich auch, dass man ein Frisbee über sehr weite Distanzen unglaublich präzis hin und her spielen kann. Ein Passspiel über 40 Meter, ohne dabei die Spielpositionen zu verlassen, – das muss man schon mal ausprobiert haben.
Ein Schlusswort?
In den Unisporttrainings gibt es Platz. Neue sind willkommen!
Vielen Dank fürs Gespräch!