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Greinacher-Preis 2012 geht an Weltraumforscher

Der Weltraumforscher Martin Wieser hat Instrumente für Satellitenprojekte entwickelt, die neutrale Atome messen können. Dies ist von grundlegender Bedeutung für die Mondforschung. Wieser erhielt nun an der Universität Bern den Preis der Heinrich-Greinacher-Stiftung.

Der mit CHF 20'000.- Franken dotierte Preis der Heinrich-Greinacher-Stiftung geht an Dr. Martin Wieser. Der Preisträger erhält den zum siebten Mal verliehenen Preis für seinen fundamentalen Beitrag zur Entwicklung von Instrumenten, die neutrale Atome messen können, und deren erfolgreiche Anwendung in der Mondforschung. Dank solcher Instrumente lassen sich etwa magnetische Anomalien auf der Mondoberfläche entdecken oder Wasserspuren finden.

Nach Einstellung des Apollo-Programms 1972 wurde der Mond kaum noch mit Weltraumfahrzeugen erforscht. Während 25 Jahren gab es nur noch zwei solche Missionen. Dies änderte sich vor etwa zehn Jahren, als Japan, China und Indien als neue Weltraumnationen auftraten. Es kam zu neuen Mond-Missionen, die eine Fülle an Entdeckungen und Beobachtungen lieferten – unter anderem dank der von Martin Wieser entwickelten Technologie.

Eine dieser Mond-Missionen ist die Chandrayaan-1-Mission. Unter den Instrumenten, die Chandrayaan-1 an Bord trug, befand sich auch SARA (Sub-keV Atom Reflecting Analyzer), ein Messgerät, um die Interaktion des Sonnenwindes mit der Mondoberfläche zu untersuchen.

Der Mond hat, wie viele Himmelskörper in unserem Sonnensystem, keine Atmosphäre und kein Magnetfeld, die ihn vor der Teilchenstrahlung der Sonne schützen. Er ist somit ein typisches Modell, um die Wechselwirkung einer planetarischen Oberfläche mit der Teilchenstrahlung der Sonne – dem Sonnenwind – zu untersuchen. Ein Resultat dieser Messungen ist zum Beispiel, dass Teilchen in einem hohen Mass in den Weltraum zurückgestrahlt werden. Dies trifft nun ebenso auf alle ähnlichen Himmelskörper zu.

SARA wurde gemeinsam vom Schwedischen Institute of Space Physics (IRF), der Universität Bern sowie Partnern in Indien und Japan gebaut. Weitere Anwendungen dieser Technologie sind nun für Missionen zu Jupiter und Merkur geplant.

Zugunsten des Forschungsnachwuchses

Die Heinrich-Greinacher-Stiftung, die ihren Sitz in Bern hat, wurde im Jahr 1988 gegründet. Sie beruht auf dem Nachlass von Frieda und Heinrich Greinacher. Zweck der Stiftung ist es, die Zinserträge des Stiftungskapitals für den Greinacher-Preis sowie für die Unterstützung von in- und ausländischen Nachwuchsforschenden zu verwenden.

Der Preis geht an Forscherinnen und Forscher, die in Bern Physik studiert haben oder längere Zeit am Physikalischen Institut der Universität Bern tätig waren. Heinrich Greinacher (1880-1974) war von 1924 bis 1952 Professor für Physik und Institutsdirektor an der Universität Bern. Mit geringen Forschungsmitteln entwickelte er verschiedene Instrumente, die später entscheidend zu bahnbrechenden Erfolgen in der Kernspaltung und der Elementarteilchenphysik beigetragen haben.

Anlässlich der Preisverleihung wurden auch zwei Nachwuchsföderpreise für die besten Doktorarbeiten vergeben. Sie gingen an Andreas Reufer (Weltraumforschung und Planetologie, Prof. W. Benz) und Bernhard Bereiter (Klima- und Umweltphysik, Prof. T. Stocker und Prof. H. Fischer).

09.11.2012