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Neue Nationale Forschungsschwerpunkte an der Universität Bern

Die Universität Bern erhält einen weiteren Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS), einen zweiten teilt sie sich zusätzlich mit der ETH Zürich. Der eine befasst sich mit der Erforschung von Proteinen zwecks Medikamenten-Entwicklung, der andere mit ultraschnellen Prozessen in Molekülen. Schweizweit entstehen insgesamt acht neue Forschungsschwerpunkte.

Zu den bestehenden drei Nationalen Forschungsschwerpunkten (NFS) an der Universität Bern – «International Trade Regulation», «Climate» und «North South» – kommt nun gemäss Bundesratsentscheid ein neuer hinzu: Der NFS «TransCure» will mit der Forschung im Bereich der Membranbiologie die Mechanismen von weit verbreiteten Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Krebs oder neurologische Erkrankungen verstehen und daraus neue innovative, therapeutische Strategien und neuartige Medikamente entwickeln. Der Bundesrat sprach der Universität auch einen zweiten, neuen Nationalen Schwerpunkt in Co-Direktion mit der ETH Zürich zu: Der NFS «MUST» (Molecular Ultrafast Sciences and Technology) beschäftigt sich mit der Erforschung von Molekülen und ihren ultraschnellen Prozessen. Beide Schwerpunkte werden für die erste Betriebsphase (2010 bis 2013) mit 14,2 beziehungsweise 17,3 Millionen Franken unterstützt. Die maximale Betriebsdauer beträgt 12 Jahre.

«Das Resultat belegt die Qualität der Forschung an der Universität Bern», freut sich Uni-Rektor Urs Würgler über den Entscheid; schliesslich hätten es vier Vorschläge der Uni Bern in die Runde der letzten 10 von insgesamt 54 Projekten geschafft. Vorgeschlagen waren noch das Projekt «Ribonet» zur Chemie der RNA (Prof. Christian Leumann) und «Learning and Memory» aus der Psychologie (Prof. Walter Perrig), beides Projekte mit ebenfalls enormem Potential. Als weiteren Erfolg wertet Würgler die substanzielle Beteiligung des Inselspitals (Prof. Felix Frey) am bewilligten NFS «Kidney» mit «Leading House» Zürich.

Der NFS «TransCure» soll Erfolg in Medizin und Wirtschaft bringen 

Erstrangige biomedizinische Forschung generieren und sie zur Behandlung von menschlichen Krankheiten einsetzen: So lautet das Ziel des neuen NFS «TransCure» an der Universität Bern. Mit einer Verflechtung der Fachrichtungen Medizin/Physiologie/Pathologie, Strukturbiologie und Chemie wollen die Forschenden in 18 Gruppen detailliertes Wissen in der Membranbiologie erarbeiten. Die einzelnen Laboratorien befinden sich in Bern, Basel, Bellinzona, Lausanne und Zürich. Membran-Proteine in den Wänden menschlicher Zellen agieren als Türsteher und entscheiden, welche Stoffe und Substanzen in die Zelle gelassen werden und welche nicht. Erkenntnisse über diese Transportmechanismen sind deshalb auch gerade für die Entwicklung von Arzneimitteln wichtig. Der neue Forschungsschwerpunkt will seinen wissenschaftlichen Nachwuchs zu «Next Generation BioMedical Scientists» trainieren. Da die Krankheiten, auf welche sich «TransCure» konzentriert, immense Kosten verursachen, verspricht die Forschung mit der Entwicklung von Therapien langfristig einen enormen wirtschaftlichen Profit für die Schweiz. Der NFS will Kontakte zu grossen Schweizer Pharma-Firmen knüpfen und erwägt als Transfermöglichkeit in die Wirtschaft auch die Gründung von Spin-off-Unternehmen.

Direktor des NFS «TransCure» wird Prof. Matthias Hediger vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Bern. Der Biochemiker ist Gründer der internationalen Kongress-Serie «BioMedical Transporters». Nach langjähriger Tätigkeit in den USA wurde er von der Harvard University nach Bern berufen. Der 56-jährige Forscher hat zahlreiche medizinisch-therapeutisch bedeutende Membranproteine identifiziert, besitzt deren Patente und hat eine fundierte Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Industrie.

Der NFS «MUST» will mit Kleinstteilchen Grosses erreichen

Der gemeinsame Nationale Forschungsschwerpunkt «MUST» (Molecular Ultrafast Sciences and Technology) der Universität Bern und der ETH Zürich will mithelfen, künftige Herausforderungen unserer Gesellschaft zu meistern: alternative Energiequellen erschliessen, die Herstellung komplexer Medikamente ermöglichen, Speicherchips in Computern immer weiter miniaturisieren. Die Physiker und Chemikerinnen von «MUST» wollen die Kleinstteilchen solcher Systeme in ihrem Aufbau, ihrer Dynamik und in ihrer Funktion besser verstehen. Dazu sollen die Wissenschaftler der 15 beteiligten Forschergruppen verschiedene Techniken erarbeiten, welche Moleküle und andere Bausteine von kleinster Dimension bei ihren ultraschnellen Prozessen sichtbar machen oder auf Computern simulieren können.

Da in der Schweiz die Wissenschaft der ultraschnellen Prozesse bisher vorwiegend auf der Arbeit von Individualforschenden beruht, ist es erklärtes Ziel des neuen NFS, diese Bemühungen zu koordinieren und in einem funktionierenden Netzwerk Synergien zu nutzen.

«Leading Houses» des NFS «MUST» sind die ETH Zürich und die Universität Bern. Das Direktorium teilen sich Prof. Ursula Keller vom Institut für Quantenelektronik der ETH Zürich und Prof. Thomas Feurer vom Institut für Angewandte Physik der Universität Bern. Thomas Feurer wurde nach einem mehrjährigen Forschungsaufenthalt in den USA am Massachusetts Institute of Technology (MIT) an die Universität Bern berufen. Die Forschungsgebiete des 47-jährigen Physikers sind die Photonik, die Quantenoptik und die Ultrakurzzeit-Physik.

15.04.2010