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Die Rosetta-Fans verabschieden «ihre» Sonde ins Weltall

Die Raumsonde Rosetta hat sich am Freitag, 13. November, zum letzten Mal der Erde genähert. An einem Fest an der Universität blickten die Forscherinnen und Forscher zurück zum Start vor fünf Jahren und schauten in die Zukunft: 2014 wird Rosetta den Zielkometen Churyumov-Gerasimenko erreichen.

Jetzt ist sie weg: Die ESA-Raumsonde Rosetta mit dem Berner Massenspektrometer ROSINA an Bord ist am Freitag zum dritten und letzten Mal an der Erde vorbei geflogen. Die Abteilung Weltraumforschung und Planetologie lud zum Fest, um die Sonde in die Weiten des Weltalls zu verabschieden. Das ROSINA-Team gewährte den über 500 interessierten Gästen einen Blick hinter die Kulissen: Die Forscherinnen und Forscher zeigten, wie sie am Bildschirm neue Instrumente für Weltraummissionen entwickeln, und die Polymechaniker demonstrierten, wie sie in ihrer Werkstatt in kurzer Zeit Hightech-Teile produzieren. Prof. Kathrin Altwegg sprach von all den Überraschungen, Rückschlägen und Erfolgen, die ROSINA ihr und dem ganzen Team in den vergangenen fünf Jahren bereitet hat. Nur der Star zeigte sich nicht: Weil Rosetta Europa bei Tag (kurz vor 9 Uhr morgens) überquerte, war sie von blossem Auge nicht sichtbar.

Der Vorbeiflug bringt Schub

Seit mehr als fünf Jahren ist Rosetta bereits unterwegs im Weltall. Weitere fünf Jahre stehen bis zur Landung auf dem Zielkometen Churyumov-Gerasimenko bevor. Die Reise dauert so lange, weil die Sonde zuerst Energie tanken musste: Damit die Landeeinheit wie geplant auf dem Kometen abgesetzt werden kann, muss Rosetta auf die gleiche Geschwindigkeit wie Churyumov-Gerasimenko beschleunigt werden. Diesen Schub holt sie sich, indem sie nahe an Planeten vorbeifliegt und so einen Teil deren Bewegungsenergie um die Sonne nutzt. Rosetta ist einmal am Mars (2007) und nun nach 2005 und 2007 zum dritten Mal an der Erde vorbei geflogen.

Daten ab 2014

Der mehr als zehnjährige Flug ist auch eine Reise zurück zum Ursprung: Kometen haben von allen Himmelskörpern das ursprüngliche Material am besten konserviert. Ihre Zusammensetzung ermöglicht deshalb einen Einblick in die Zeit, in der das Sonnensystem entstanden ist. Mit Hilfe von ROSINA mit ihren zwei Massenspektrometern und einem Drucksensor wollen die Berner Weltraumforscherinnen und -forscher die gasförmigen Bestandteile des Kometen chemisch untersuchen. Die Universität Bern ist weltweit führend in der Analyse von Kometengasen. Im Jahr 2014, nach mehr als zehnjähriger Vorbereitungsphase und mehr als zehnjährigem Flug, wird das bisher grösste und komplizierteste Berner Weltraumexperiment Daten vom Kometen Churyumov-Gerasimenko zur Erde senden – und möglicherweise Aufschluss über den Ursprung des Lebens liefern.

Die Universität Bern im Weltraum

Im Rahmen des Rosetta-Fests präsentierten die Universität und der Haupt-Verlag das Buch «Archäologie im All – Die Suche nach dem Ursprung des Lebens». Die Physikerinnen und Physiker der Universität Bern und der Journalist Beat Hugi beschreiben darin, wie die Abteilung Weltraumforschung und Planetologie seit über 40 Jahren im All Puzzlesteine für die Wissenschaft sammelt. Das Buch nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine spektakuläre Reise zu Sonne, Mond und Mars, zu Kometen und Asteroiden. Es stellt aber auch all jene Konstrukteure und Mechaniker vor, die normalerweise nicht zu Wort kommen – sondern mit ihrem Handwerk und Fingerspitzengefühl dazu beitragen, dass andere nach den Sternen greifen können.

14.11.2009