Neues Buch über einen der bedeutendsten Juristen der Schweiz

Sibylle Hofer, Professorin für Rechtsgeschichte und Zivilrecht an der Universität Bern, hat anlässlich des hundertsten Todestages von Eugen Huber ein neues Buch über den einflussreichen Juristen und Autor des Zivilgesetzbuches (ZGB) geschrieben.

Eugen Huber (1849–1923) ist der wohl bekannteste Jurist der Schweiz. Aus seiner Feder stammt das Zivilgesetzbuch (ZGB), das 1912 in Kraft getreten ist. Es brachte erstmals landesweit einheitliche Regelungen für zentrale Bereiche des privaten Lebens: Ehe und Familie, Eigentum und Erbschaft. «Diese Themen betrafen heftig diskutierte Fragen der damaligen Zeit. Sie verlangten Stellungnahmen zur Agrarkrise, zur Frauenbewegung, zu sozialistischen Staatskonzepten und zur Energiegewinnung aus Wasserkraft», sagt Sibylle Hofer, Professorin für Rechtsgeschichte und Zivilrecht an der Universität Bern. 

Von Hofer erscheint im Mai 2023 die umfangreiche Publikation «Eugen Huber. Vordenker des Schweizer Zivilrechts». Sie zeigt darin auf, welche Positionen Huber bezog und wie sich seine gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen im Gesetz niederschlugen. Hofer schildert ausserdem taktische Schachzüge, mit denen Huber für seinen Entwurf kämpfte und die Schweizer Bevölkerung von der Wichtigkeit eines einheitlichen Zivilrechts zu überzeugen suchte. «Es ist heutzutage kaum mehr vorstellbar, dass Eugen Huber diesen langen Weg vom ersten Entwurf bis zu der Parlamentsdebatte mehr oder weniger allein gegangen ist. Das war eine taktische Meisterleistung!», sagt Sibylle Hofer. 

Hubers intensiver Einsatz war von Erfolg gekrönt. Das ZGB wurde vom Parlament einstimmig angenommen und im Ausland als Vorzeigemodell gefeiert. Insbesondere die Volkstümlichkeit des Gesetzestextes erhielt Zuspruch und Lob. Viele der von Eugen Huber geschaffenen Normen gelten bis heute unverändert weiter.

Wichtiger Professor und Mentor angehender Juristen

Von 1892 bis zu seinem Tod am 23. April 1923 war Eugen Huber Dozent für Zivilrecht sowie Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie an der Universität Bern. Zahlreiche angehende Juristinnen und Juristen strömten nach Bern, um Vorlesungen beim Verfasser des Zivilgesetzbuchs zu hören. «Eugen Huber war nicht nur ein einflussreicher Professor sondern auch ein Mentor für viele Studierende», wie Hofer erklärt. 

Im Testament hat Huber die Eidgenossenschaft als Erbin eingesetzt. Dabei legt er fest, dass der juristische Teil seiner Bibliothek der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern zur Verfügung stehen soll. Heute befindet sich die Bibliothek in Räumen der Universität und wird vom Institut für Rechtsgeschichte verwaltet.

Publikation

Eugen Huber. Vordenker des Schweizer Zivilrechts
Sibylle Hofer
280 Seiten, 9 Abbildungen, Hier und Jetzt Verlag, CHF 39.–
ISBN Print 978-3-03919-590-9
ISBN E-Book 978-3-03919-998-3
https://www.hierundjetzt.ch/fr/catalogue/eugen-huber_2200048/

Interview mit Sibylle Hofer im Online-Magazin uniAKTUELL: 

«Eine taktische Meisterleistung»
2023 jährt sich der Todestag von Eugen Huber, dem Schöpfer unseres Zivilgesetzbuches (ZGB), zum hundertsten Mal. Die Rechtshistorikerin Sibylle Hofer hat sich intensiv mit seinem juristischen Schaffen auseinandergesetzt und würdigt sein politisch cleveres Vorgehen in ihrem neuen Buch.
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Ausstellung in der Bibliothek Münstergasse

Vom 20. September bis 14. November 2023 findet anlässlich des hundertsten Todesjahres von Eugen Huber in der Bibliothek Münstergasse eine Ausstellung statt. Informationen hierzu werden zu gegebener Zeit auf der Website der Bibliothek Münstergasse aufgeschaltet. 
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Das Institut für Rechtsgeschichte

Das Institut für Rechtsgeschichte ist Teil der juristischen Fakultät; es gehört zum Department Grundlagenfächer. Vorlesungen zu geschichtlichen, philosophischen oder theoretischen Grundlagen des Rechts sind obligatorischer Bestandteil des Bachelorstudiums im Fach Rechtswissenschaft.
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04.05.2023