Porträt Geschichte

Geschichte der Universität

Die Vorgeschichte – Hohe Schule und Akademie (1500–1834)

Der Grundstein der Universität Bern wurde schon im 16. Jahrhundert gelegt, als es die Einführung der Reformation erforderte, neue Pfarrer an einer Hohen Schule auszubilden. Im Zuge einer Reorganisation des höheren Schulwesens wandelte 1805 die Regierung Berns die bisherige Theologenschule zu einer Akademie mit vier Fakultäten um. Jetzt konnten in Bern neben Pfarrer auch Juristen und Mediziner ein vollständiges Studium absolvieren.

Die Alte Universität – Neubeginn und Wachstum (1834–1900)

In den Kämpfen zwischen Konservativen und Liberalen während der Regeneration setzten sich 1831 im Kanton Bern die Liberalen durch. Unter ihnen erfolgte 1834 die Neugründung der Akademie als Universität. 45 Dozierende kümmerten sich um 167 Studierende. Die neue Regierung war auf loyale Beamte und Akademiker angewiesen und hielt deswegen zu Beginn die Studienanforderungen recht gering. So ermöglichte sie auch neuen Gesellschaftsschichten ein Hochschulstudium. Aufgrund der politischen Lage konnte sich die Hochschule erst nach Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 in ruhigen Bahnen entwickeln. Wurde 1885 noch die Grenze von 500 Studierenden zum ersten Mal überschritten, hatte sich diese Zahl um die Jahrhundertwende bereits verdoppelt. Damit war die Universität Bern zu diesem Zeitpunkt die grösste Universität der Schweiz. Fürs rasche Anwachsen sorgten ausländische Studierende, welche die Hälfte der Studentenschaft ausmachten und vor allem aus Deutschland und Russland stammten. Russische Studentinnen waren es auch, die nach 1870 eine Bresche für das Frauenstudium schlugen.

Die Neue Universität – Umzug und Konsolidierung (1900–1950)

Parallel zum Wohlstand der Stadt Bern breitete sich Ende des 19. Jahrhunderts auch die Hochschule aus. Das Länggass-Quartier beheimatete neu verschiedene Universitätsableger: so wurde 1903 das neue Hauptgebäude auf der Grossen Schanze eingeweiht. Zudem wuchs die Zahl der Fakultäten. Als Reaktion auf das päpstliche Unfehlbarkeits-Dogma wurde 1874 die christkatholisch-theologische Fakultät gegründet. Die auseinander driftenden Natur- und Geisteswissenschaften trennten sich 1921 in die philosophisch-naturwissenschaftliche beziehungsweise philosophisch-historische Fakultät. 1908/09 sorgten drei Persönlichkeiten für bewegte Jahre an der Universität Bern. Ab 1908 lehrte Albert Einstein drei Semester lang theoretische Physik. Im folgenden Jahr wurde die russische Philosophin Anna Tumarkin zur ausserordentlichen Professorin ernannt und somit europaweit die erste Dozentin, die Doktorate und Habilitationen abnehmen durfte. Und ebenfalls 1909 erhielt der Chirurg Theodor Kocher den Nobelpreis für Medizin. In den darauf folgenden Jahren konsolidierte sich Bern als kleine kantonale Hochschule mit Studierendenzahlen um die 2'000-Marke herum.

Hauptgebäude UniBE um 1909
Hauptgebäude der Uni Bern um 1909

Die moderne Universität – Ausbau und Organisation (1950–2000)

In den 1950er-Jahren mehrten sich die Forderungen nach einem Ausbau des universitären und technischen Bildungssektors. Bereits 1968 zählte die Universität 5'000 Studierende, und auch örtlich breitete sie sich aus. Durch dieses rasche Wachstum drängte sich eine Überarbeitung des Universitätsgesetzes auf. Erst die Teilrevision des Unigesetzes im Jahre 1989 schaffte Abhilfe. Die Ergebnisse waren unter anderem eine neue Universitätsleitung mit mehrjähriger Amtszeit des Rektors und der Vizerektoren sowie die Bildung von interfakultären Institutionen. 1996 trat ein modernes, komplett revidiertes Unigesetz in Kraft. Dieses verwandelte die Universität Bern von einer Verwaltungsabteilung der Erziehungsdirektion in eine autonome Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit. Zudem brachte das Gesetz eine Leistungsvereinbarung zwischen der Hochschule und dem Staat mit sich, welche die Kompetenzen klar abgrenzte. Als weiteren Meilenstein überschritt die Universität 1992 die Schwelle von 10'000 Studierenden.

Die aktuelle Universität – Bologna-Reform und Umgestaltung (ab 2000)

Mit der Bologna-Erklärung brach die Ära der ECTS-Punkte sowie der Bachelor- und Master-Abschlüsse an. Forschungsschwerpunkte wie Klimawissenschaften wurden strategisch festgelegt und universitätsübergreifende Kooperationen gefördert. Innerhalb der Universität gruppierten sich die Fakultäten neu. 2001 fusionierten die christkatholische und die evangelisch-theologische Fakultät zur Theologischen Fakultät. Dagegen spaltete sich die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in zwei Einheiten auf. 2005 schlossen sich die Psychologie, die Erziehungswissenschaft und die Sportwissenschaft zur Philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät zusammen. 2009 feierte die Universität Bern das 175-Jahr-Jubiläum, in dem sie sich mit über 50 Veranstaltungen einer breiten Öffentlichkeit vorstellte. Im Sommer 2010 wurde das teilrevidierte Universitätsgesetz verabschiedet. Damit kann der Senat bei der Besetzung der Universitätsleitung gemeinsam mit dem Regierungsrat weiterhin mitbestimmen und die Universitätsleitung neu die ordentlichen Professorinnen und Professoren selber wählen sowie eine eigene, vom Staat entkoppelte Rechnung führen.