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Ein Ort, wo sich die Universität mit der Gesellschaft trifft

Sie hat sich schon immer für die Vielseitigkeit der Bildung interessiert – jetzt hat sie ihr Interesse zum Beruf gemacht: Christina Cuonz will als Direktorin die Position des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW als «Lifelong Learning Center» festigen.

Interview: Astrid Tomzcak-Plewka, 2017

Christina Cuonz, Direktorin Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW

Christina Cuonz, als Direktorin des ZUW sollten Sie mit gutem Beispiel vorangehen: Wann haben Sie zuletzt eine Weiterbildung absolviert?

Ich habe im Sommer 2017 an der Universität St. Gallen einen CAS in General Management abgeschlossen, was gut zu meiner neuen Tätigkeit passt. In der Abschlussarbeit habe ich eine Management-Auslegeordnung zum ZUW gemacht.

Seit April 2017 leiten Sie das ZUW. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?

(Lacht). Es war eine steile Lernkurve. Ich habe mich gefühlt wie am Anfang meines Studiums in Lausanne, als alles für mich neu war. Hier am ZUW wollte und musste ich mir schnell einen Überblick über mein neues Aufgabengebiet verschaffen und habe dementsprechend viel gelesen und viele Gespräche geführt. Ich will die Geschichte des Weiterbildungszentrums der Universität Bern verstehen, damit ich in die Zukunft blicken kann. Dabei hatte ich das grosse Glück, dass mich mein Vorgänger Andreas Fischer in diesem Prozess noch ein paar Wochen lang begleitet hat.

Was prädestiniert Sie für Ihre Aufgabe?

Die Breite des Bildungsspektrums hat mich schon als Schülerin interessiert. Ich bin damals von Sarnen nach Luzern in die Studienberatung gepilgert und war von der Vielfalt der Studienangebote fasziniert. Dass ich dieses Thema jetzt zum Beruf machen kann, ist toll. Meine berufliche Laufbahn ist durch drei «rote Fäden» geprägt: Ich habe immer mit und für Hochqualifizierte gearbeitet; ich habe regelmässig gestalterische Aufgaben mit Pioniercharakter übernommen, wobei mir die Kommunikation und der enge Kontakt mit anderen Menschen sehr wichtig sind; und als Drittes war für mich die Nähe zu Forschung und Wissenschaft relevant. In meiner neuen Funktion laufen diese drei Fäden zusammen.

Was zeichnet das ZUW aus, das Sie weiterführen wollen?

Ich habe das ZUW schon früher als sehr professionell und der Zeit voraus wahrgenommen. Das zeigt sich etwa in den Themen der Herbsttagung: 2012 war sie den neuen Professionen an den Hochschulen gewidmet. Dieser «third space» interessiert mich sehr. Ein weiterer Punkt ist die Stellung des ZUW innerhalb der Universität, die meines Erachtens in der Schweiz einzigartig ist. Das ZUW ist nämlich nicht «nur» eine Koordinations- und Beratungsstelle, es tritt mit eigenen Weiterbildungsprojekten auch als Anbieterin auf.

Was ist Ihnen ein besonderes Anliegen?

Weiterbildung ist ein People-Business. Dahinter stecken sehr viel Arbeit und Herzblut. Ich möchte, dass es für die Universitätsangehörigen attraktiv ist, Weiterbildungen anzubieten und zu besuchen. Diese Weiterbildungen müssen aber auch gewissen Qualitätsstandards genügen, für die wir nach aussen bürgen. Das bedeutet: Wir müssen Rahmenbedingungen bieten, die es den Leuten ermöglichen – ohne zu grosse bürokratische Hürden und in angemessener Freiheit – Angebote zu schnüren, die ein klares Profil haben. Eine Herausforderung dabei ist die Konkurrenz: Im Vergleich zu den 1990er-Jahren tummeln sich heute sehr viele Player auf dem Markt, und wir müssen uns gut überlegen, wie wir uns behaupten können.

Besteht nicht die Gefahr, dass man zu sehr nach den Bedürfnissen des Marktes schielt? Die Universität ist ja schliesslich keine Migros-Klubschule …

Die Universität ist eine wichtige Institution im Bereich «lebenslanges Lernen», gerade bei den Hochqualifizierten. Dass sie sich deshalb im Weiterbildungsmarkt positioniert, ist logisch und naheliegend. Auch in der Strategie der Universität Bern ist die Weiterbildung als eine der vier Kernaufgaben definiert. Aber: Die Weiterbildung muss kostendeckend sein und kann nicht am Markt vorbei agieren. Zudem soll in der Weiterbildung auch die Volluniversität gespiegelt werden. Ich sehe deshalb keine Gefahr der einseitigen Marktorientierung, weil das Angebot bottom-up entsteht: Jemand aus den Reihen der Universität Bern hat eine Idee. Bevor wir ein Angebot starten, wird eine Bedarfs- und Konkurrenzanalyse gemacht um zu prüfen, ob diese Idee auch Erfolg verspricht. Wir wollen schliesslich nachhaltige Angebote. Wir können es uns nicht leisten, einfach einmal etwas auszuprobieren.

Wo liegen die aktuellen Herausforderungen in der Weiterbildung?

Ein Thema ist natürlich die Digitalisierung, im Bereich Didaktik das E-Learning. Ich spreche allerdings lieber von «blended learning», also Aktivitäten, welche die Präsenzstunden mit digitalen Angeboten kombinieren. Wir müssen diese Aspekte bei allen Weiterbildungen mitdenken. Im Bereich des lebenslangen Lernens müssen wir uns vermehrt überlegen, was die Menschen in der letzten Phase der Erwerbstätigkeit tun, respektive darüber hinaus.

Welche Prägung wollen Sie dem ZUW geben?

Es wäre schön, wenn wir unsere Stellung als Lifelong Learning Center festigen und ausbauen könnten. Denn die Weiterbildung ist einer der Orte, wo sich die Universität mit der Gesellschaft trifft. Ich möchte dem ZUW im Kurs-und Beratungsangebot meine Handschrift verpassen. So liegt mir beispielsweise das Thema Kommunikation sehr am Herzen.

Haben Sie Ihren Traumjob gefunden?

Ja, ich denke schon. Mein Team ist sehr engagiert, bunt gemischt und lebt vor, was Weiterbildung bedeutet – es pflegt den aktiven Wissensaustausch über die Disziplinen hinweg. Das ermöglicht es auch, frühzeitig Trends in der Weiterbildung zu erkennen.

Welche Weiterbildung packen Sie als nächstes an?

(Lacht). Ich muss mich disziplinieren, nicht gleich die nächste zu machen. Aber wenn der Zeitpunkt gekommen ist, würde ich gerne etwas im Bereich Rhetorik & Moderation beziehungsweise Beratung machen.