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«Ich möchte kein Getriebener des Systems sein, ich möchte es mitgestalten»

Das Medizinstudium empfand Claudio Rüegg einst als «subversive Idee» – heute ist er Leitender Arzt der Allgemeinen Inneren Medizin am Kantonsspital St. Gallen. Mit Hilfe des Nachdiplomstudiums Management im Gesundheitswesen an der Universität Bern will er sich jetzt fit machen für die rasanten Veränderungen im schweizerischen Gesundheitswesen.

Von Martin Zimmermann, 2015

Claudio Rüegg, Absolvent  Weiterbildungsprogramm «Management im Gesundheitswesen MiG»

Manche Menschen wissen von Kindesbeinen an, was sie werden wollen und verfolgen dieses Ziel ihr ganzes Leben lang. Claudio Rüegg gehört nicht zu dieser Gruppe. Dass er es dereinst zum Leitenden Arzt der Inneren Medizin am Kantonsspital St. Gallen bringen würde, hätte er als Teenager nicht zu träumen gewagt. Nach der Matura, so erinnert sich der gebürtige Schaffhauser, habe er Mühe gehabt, sich für eine berufliche Laufbahn zu entscheiden. «Ich suchte einen Psychologen auf, und der riet mir: Medizin ist das richtige für dich! Das fand ich eine total subversive Idee, weil es so jenseits meiner damaligen Vorstellungskraft lag.» Rüegg befolgte den Rat und schrieb sich fürs Medizinstudium an der Universität Zürich ein. «Doch auch nach sechs Jahren Studium fühlte ich mich noch als Aussenstehender, als Beobachter, unter all den ‹geborenen› Medizinern», sagt er. Entsprechend sei sein beruflicher Werdegang anfänglich «erratisch» gewesen: Nach dem Abschluss folgten Anstellungen an Kliniken in Chur, Zug und Zürich. Trotzdem blieb Claudio Rüegg bei der Medizin – er arbeite eben gerne mit Menschen. 2007 fand er schliesslich eine Stelle als Oberarzt in St. Gallen, wo er seither geblieben ist.

Der Handlungsspielraum schrumpft

Bis heute sieht sich Claudio Rüegg nicht als Mann der grossen Pläne. Spontanität sei ihm wichtig, sagt der jugendlich wirkende 44-Jährige. «Ich lasse mich gerne auf Neues ein.» Entsprechend sei seine Frau nicht besonders überrascht gewesen, als er ihr vom Plan erzählte, sich für ein Nachdiplomstudium anzumelden, so Rüegg mit einem breiten Lächeln im Gesicht. «‹Du brauchst eben alle zwei, drei Jahre etwas Neues› – das waren ihre Worte.» In diesem Fall reifte die Entscheidung für die Weiterbildung indes über eine längere Zeit hinweg heran, wie er ausführt: «Als Leitender Arzt rücken bei der Arbeit immer mehr administrative und koordinative Belange in den Vordergrund.» Er habe bemerkt, dass sein Handlungsspielraum angesichts der äusseren Zwänge wie der zunehmenden Ökonomisierung des Gesundheitswesens schrumpfe. «Ich möchte aber kein Getriebener des Systems sein, ich möchte es mitgestalten», stellt Rüegg klar. «Deshalb suchte ich nach einer Weiterbildung, mit der ich meine Fähigkeiten dahingehend ausbauen kann.»

Positive Bilanz – trotz langer Reisezeiten

Das Weiterbildungsprogramm Management im Gesundheitswesen an der Universität Bern (MiG) überzeugte ihn schliesslich am meisten. Hinzu kamen positive Rückmeldungen von Arbeitskolleginnen und -kollegen, die das gut zweijährige Programm bereits absolviert hatten; darunter auch der Direktor des St. Galler Kantonsspitals.Trotz den langen Reisezeiten zwischen Bern und St. Gallen fällt Rüeggs Halbzeitbilanz sehr positiv aus. «Ich bin begeistert», sagt er unumwunden. Einerseits seien die Dozierenden äusserst kompetent. Andererseits sei auch der Austausch mit den anderen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern, die aus verschiedenen Fachrichtungen stammen, sehr inspirierend. Kritik am Programm übt er nur auf hohem Niveau: «Durch die hohe Informationsdichte und den relativ engen Zeitplan kann man die verschiedenen Themen nicht besonders vertieft behandeln. Aber das liegt wohl in der Natur der Sache.»

«Ich werde die Diskussionen vermissen»

Gerade erst ist der St. Galler Arzt aus den Ferien mit der Familie zurückgekehrt. Der Urlaub am Meer mit der Frau und der sechsjährigen Tochter war dringend nötig, wie er sagt. «Der Spagat zwischen Arbeit, Weiterbildung und Privatleben ist nicht immer einfach.» Glücklicherweise unterstütze ihn seine Familie. Bis November 2016 noch wird Claudio Rüegg weiter nach Bern pendeln – es dürfte ein anstrengendes Jahr werden. Klar freue er sich auf den Abschluss, so der St. Galler Arzt. Und trotzdem: «Ich weiss jetzt schon, dass ich die anregenden Diskussionen mit den Dozierenden und den anderen Kursteilnehmern vermissen werde.»

Das Zentrum für Gesundheitsrecht und Management im Gesundheitswesen der Universität Bern bietet im Rahmen seines Weiterbildungsprogramms Management im Gesundheitswesen drei Zertifikatsstudiengänge (CAS) an, zwei weitere befinden sich in Vorbereitung. Die CAS-Studiengänge können im Hinblick auf einen DAS oder MAS-Abschluss "Healthcare Management and Leadership MiG" oder unabhängig davon absolviert werden. 

Erfahren Sie mehr zu den Zertifikatskursen (CAS)

Der seit über 25 Jahren bewährte DAS-/ MAS-Studiengang Management im Gesundheitswesen (früher Nachdiplomstudium Management im Gesundheitswesen, NDS MiG) wird als zweieinhalbjähriges Curriculum mit einer fixen Gruppe von Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Er kann wahlweise mit dem Weiterbildungsdiplom Gesundheitswesen (DAS), dem Master of Health Administration (MAS) oder - mit Modifikationen - mit dem Master of Public Health mit Schwerpunkt Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (MPH) abgeschlossen werden.

Erfahren Sie mehr zum DAS-/ MAS-Studiengang Management im Gesundheitswesen