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Rechtzeitige Syphilis-Therapie kann Ungeborene retten

Syphilis gefährdet nicht nur die infizierten Erwachsenen, sondern auch die Ungeborenen. Die Geschlechtskrankheit führt jährlich weltweit zum Tod von schätzungsweise einer halben Million Föten oder Neugeborenen und ist deshalb eine der grössten Ursachen für den Tod von Kindern. Kostengünstiges Screening und einfache Behandlungen könnten mehr als die Hälfte der Ungeborenen retten, wie eine internationale Studie mit Berner Beteiligung zeigt.

Über zwei Millionen schwangere Frauen werden jährlich mit Syphilis infiziert. Der Test auf Syphilis für Schwangere ist zwar beinahe in allen Ländern rund um den Globus empfohlen, wird aber nicht konsequent durchgesetzt; lediglich eine von acht schwangeren Frauen wird auf die Geschlechtskrankheit getestet. Ohne Screening und allfällige Behandlung müssen zwei Drittel der Infizierten mit schweren Komplikationen während der Schwangerschaft, mit niedrigem Geburtsgewicht oder gar Behinderungen des Neugeborenen oder mit einer Totgeburt rechnen. Rund 500’000 Todesfälle zwischen dem sechsten Monat und kurz nach der Geburt werden weltweit durch Syphilis verursacht.

Über die Hälfte der Kinder kann gerettet werden

Das Forscherteam um Sarah Hawkes von der University College London und Nicola Low vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern zeigt in seiner Studie, die soeben im Wissenschaftsjournal «The Lancet Infectious Diseases» publiziert wurde, dass die Syphilis eine der grössten Ursache für den Kindstod in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist. Die For-schenden trugen in ihrer Meta-Analyse zehn Studien mit insgesamt 41'000 teilnehmenden Frauen zusammen. Über die Hälfte der betroffenen Un- oder Neugeborenen könnten nach ihrer Schätzung gerettet werden, wenn rechtzeitig eingegriffen wird – nämlich mit einem Massnahmepaket, welches ein dezentralisiertes Screening und eine Therapie beinhaltet.

Kleiner Aufwand – grosse Wirkung

Die Wissenschaftlerinnen empfehlen deshalb nachdrücklich ein vorgeburtliches Syphilis-Screening-Programm als kosteneffektive Massnahme zur Prävention von negativen Konsequenzen während der Schwangerschaft: «Unsere Studie zeigt erstmals in Zahlen, wie Totgeburten und perinatale Todesfälle aufgrund einer Syphilis-Erkrankung reduziert werden können, wenn einzelne Massnahmen zu einem umfassenden Programm gebündelt werden», sagt Nicola Low vom ISPM.

Hierbei dürfen die Länder auf die Unterstützung der «World Health Organization» (WHO) zählen: Sie hilft mit, allen Schwangeren Zugang zu einem Screening zu verschaffen und versucht, für positiv getestete Frauen die nötigen Therapien sicherzustellen (siehe Link rechts).

Quellenangabe:

Sarah Hawkes, Nashaba Matin, Nathalie Broutet, Nicola Low: Effectiveness of interventions to im-prove screening for syphilis in pregnancy: a systematic review and meta-analysis, The Lancet Infectious Diseases, DOI:10.1016/S1473-3099(11)70104-9.

16.06.2011