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Fünf Preise am Tag der Klinischen Forschung verliehen

Forschungspreis 2010 der Universität Bern

Der mit CHF 30'000.– dotierte Forschungspreis geht dieses Jahr an Dr. Stephan von Gunten vom Institut für Pharmakologie. Er ist massgeblich an der Erforschung eines körpereigenen Regulationsmechanismus beteiligt, der die Aktivität des Immunsystems kontrolliert. Es handelt sich um regulatorische Rezeptoren an der Oberfläche von Abwehrzellen – die so genannten Siglec-Rezeptoren (sialic acid binding immunoglobulin-like lectins) –, die externe Signale ins Zellinnere leiten und so die Abwehrtätigkeit hemmen. Denn nicht immer ist die Reaktion des menschlichen Immunsystems angebracht. So kommt es bei allergischen und autoimmunen Erkrankungen zu einer schädlichen Überreaktion. Eine Stimulation der Rezeptoren könnte helfen, eine solche überschiessende Immunantwort zu verhindern. Neue Erkenntnisse aus der Forschungsgruppe von Stephan von Gunten deuten nun darauf hin, dass auch Tumore das natürliche Bremssystem der Siglec-Rezeptoren ausnutzen, um tumorspezifische Abwehrzellen aktiv zu hemmen. Von Guntens Ziel ist es, diese Interaktion zwischen Tumoren und Abwehrzellen sowie die natürlichen Kontrollmechanismen des menschlichen Abwehrsystems besser zu verstehen. Dies könnte zu neuen und schonenderen medikamentösen Strategien in der Verhütung und Behandlung von Tumoren führen.

Dr. med. Dr. phil. M.M.E. Stephan von Gunten führt seit Anfang 2010 eine eigene Forschungsgruppe am Institut für Pharmakologie. Gegenwärtig unterrichtet er Bachelor- und Masterstudierende der Medizin, Zahnmedizin und Biomedical Sciences. Er ist jüngstes Mitglied im Editorial Board der Fachzeitschrift «Allergy» der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI). 2006 bis 2008 arbeitete er an der renommierten John Hopkins Universität in Baltimore (USA). Seit 2009 ist er mitwirkender Projektleiter am Consortium for Functional Glycomics der amerikanischen National Institutes of Health (NIH).

Förderpreise in der Höhe von je CHF 2'000.–

Der diesjährige DKF-Preis für die beste klinische Arbeit wurde an Dr. med. Elisabeth Kieninger, Departement Klinische Forschung, Universität Bern, Forschung Pneumologie (Pädiatrie), verliehen für das Forschungsprojekt «Antiviral and inflammatory response upon viral infection in cystic fibrosis air-way epithelial cells».

Die zystische Fibrose (CF), auch Mukoviszidose genannt, ist die häufigste Erbkrankheit mit Beteiligung der Atemwege in der weissen Bevölkerung. Sie betrifft in der Schweiz rund 1‘500 Kinder und Erwachsene, weltweit 70‘000 Personen. Die Krankheit, die vor allem die Lunge betrifft, führt meist zum Tod im jungen Erwachsenenalter. Nebst Bakterien können auch Viren die Lunge von CF-Patienten angreifen. Elisabeth Kieninger konnte zeigen, dass CF-Patienten eine Abwehrschwäche gegen Viren aufweisen, weil ihre Atemwegs-Epithelzellen zu wenige Abwehrsubstanzen (Interferone) bilden. Interferone oder Substanzen, welche die Produktion von Interferonen begünstigen, könnten in Zukunft für CF-Patienten eingesetzt werden.

Der Preis für die beste Arbeit in der präklinischen Forschung ging dieses Jahr an Tamara Hilmenyuk, Departement Klinische Forschung, Universität Bern, Forschung Tumor-Immunologie, für ihre Arbeit «Malignant lymphoma and leukemia cells induce exhaustion of T cells».

Bösartige Lymphome entstehen meist innerhalb der lymphatischen Organe, den Lymphknoten und der Milz, welche Teile des Immunsystems sind. Obwohl die Lymphomzellen in direkter Umgebung der Immunzellen entstehen, ist die immunologische Kontrolle ungenügend. Bösartige Lymphome haben Mechanismen entwickelt, welche das Immunsystem des Patienten unterdrücken. In ihrer Arbeit benützte Tamara Hilmenyuk Modelle zur Untersuchung der Entwicklung aggressiver Lymphome. Sie konnte zeigen, dass ein löslicher Faktor, welcher von Lymphomzellen freigesetzt wird, zu einer Unterdrückung der Funktion von spezifischen Immunzellen führt. Ziel der weiteren Studien ist nun die Charakterisierung dieses löslichen Faktors. Schliesslich soll eine therapeutische Blockierung dieses Faktors zur Verbesserung der Immunkontrolle von bösartigen Lymphomen beitragen.

Der Preis für die beste Arbeit eines Medizinstudenten ging dieses Jahr an Daniel Schöni, Universitätsklinik für Neurochirurgie, Inselspital, für seine Arbeit «Nanoshell Assisted Laser Tissue Fusion: An Opportunity for Bypass Surgery».

In der Medizin werden grosse Anstrengungen unternommen, um so genannte nahtlose Gefässverbindungen herzustellen. Das heisst, dass zwei Blutgefässe – ohne zu nähen – schnell und sicher miteinander verbunden werden. Daniel Schöni hat nun mit einer neuen revolutionären Technik diese Methode weiterentwickelt. Dabei verbesserte er die Gewebeverschweissung mittels Laser durch die Einführung von Nanopartikeln. In diesen wird die Trägersubstanz verpackt, welche die Energie am genau richtigen Ort absorbiert. Dies ermöglicht erstmals, stabile und gesunde Gefässverbindungen herzustellen. Seine Studie eröffnet neue Wege zur nahtlosen Gewebefusion und hat ein grosses Potenzial für eine zukünftige klinische Anwendung.

Forschungspreis Alumni MedBern

Der diesjährige Alumni MedBern Preis in der Höhe von CHF 2'000.– geht an Alois Pfenniger vom ARTORG Cardiovascular Engineering, Universität Bern und University of Applied Sciences in Biel, für seine Arbeit «Human Energy Harvesting by Intravascular Turbine Generators».

Aktive medizinische Implantate wie Schrittmacher oder Defibrillatoren werden durch Batterien mit Energie versorgt. Dies beschränkt jedoch die Lebensdauer der Implantate. Als neuer Ansatz wird versucht, durch Miniatur-Turbinen direkt elektrische Energie aus dem Blutfluss einer kleinen Arterie zu gewinnen. In einer Prototypenstudie hat Alois Pfenniger nun eine Turbine entwickelt, deren Leistung ausreicht, um die meisten medizinischen Implantate zu versorgen.

03.11.2010