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Berner Geologe hilft bei der Datierung eines neuen Urmenschen

In Südafrika entdeckten Forscher das Bindeglied zwischen dem Australopithecus und den ersten Hominiden: Die neue Spezies erhält den Namen «Australopithecus sediba». Prof. Jan Kramers vom Institut für Geologie der Universität Bern datierte die Kalksinterschicht unterhalb der fossilhaltigen Schicht auf rund 2 Millionen Jahre. Die Fossilien haben somit ein Alter von maximal 1.95 Millionen Jahren. Die neusten Erkenntnisse erscheinen jetzt im «Science».

Vor rund zwei Jahren fanden südafrikanische Forscher in einer kleinen Höhle innerhalb des UNESCO Weltnaturerbes «Cradle of Humankind» in Südafrika fossile Knochen von zwei Urmenschen. Sie stammen aus der Familie Hominidae, der menschenähnlichen Primaten. Bereits damals vermuteten die Wissenschaftler, dass es sich um spezielle Fossilien handeln könnte. Die Altersbestimmung einer Kalksinterschicht durch Prof. Jan Kramers vom Institut für Geologie der Universität Bern brachte die entscheidenden Erkenntnisse. Später bestätigte Robyn Pickering, ehemalige Doktorandin an der Universität Bern, die Messungen in Melbourne, Australien.

Datierung im Berner Labor 

Eine Probe der Sinterschicht des Fundortes wurde mit der Uran-Blei-Methode im Labor in Bern datiert und weist das Alter von 2.026 ±0.021 Millionen Jahren auf. Somit können die Fossilien, welche in der darüberliegenden Schicht gefunden wurden, nicht älter sein. Ein Schlammstrom begrub die Fossilien in der Höhle. Aufgrund paläomagnetischer Daten hat diese Schicht ein Alter von 1.95 bis 1.78 Millionen Jahren. Das jüngste zuverlässig datierte Fossil eines Australopithecus africanus ist der als «Mrs Ples» bekannte, zwei Millionen Jahre alte Schädel aus der Sterkfontein-Fossillagerstätte. Der Homo habilis hat gemäss Datierungen in Ostafrika vor 1.9 bis 1.6 Millionen Jahren gelebt.

Neues Bindeglied zwischen Australopithecus und ersten Hominiden 

Die ersten Skelettfragmente des «Australopithecus sediba» entdeckten die südafrikanischen Forscher um Prof. Lee R. Berger von der Universität Witwatersrand im Jahr 2008 bei der Fundstelle «Malapa», etwa 15 Kilometer nordöstlich von Sterkfontein, Südafrika. Die Fossilien stammen einerseits von einem fast ausgewachsenen Kind und andererseits von einer erwachsenen Person. Aussergewöhnlich am Fund des Kindes ist, dass das Skelett fast vollständig ist. Anhand der Knochen, der Schädel und der Zähne können die Forscher Rückschlüsse auf die Entwicklung ziehen. Die Fossilien ähneln zum einen dem Homo habilis und könnten somit direkte Vorfahren sein. Zum anderen gibt es Hinweise, dass die Fossilien eindeutig Nachfahren des Australopithecus africanus sind. Die neue Urmensch-Spezies trägt den Namen Australopithecus sediba, was in der südafrikanischen Sesotho-Sprache «Quelle» bedeutet.

Gefangen und begraben 

Das Höhlennetzwerk «Cradle of Humankind» hat eine Ausdehnung von 100 mal 500 Metern. Einige der Hohlräume sind 25 bis 30 Meter tief. Die Eingänge entstanden entlang von senkrechten Rissen im Fels. Die Forscher vermuten, dass diese Eingänge zu Todesfallen für Lebewesen an der Oberfläche wurden: Tiere und Menschen könnten ihrem Instinkt auf der Suche nach Wasser gefolgt und in die senkrechten Schächte gefallen sein. Heftige Gewitter haben möglicherweise zur Überflutung des Höhlensystems geführt und die gefangenen Lebewesen verschüttet. Deshalb befinden sich die fossilienhaltigen Sedimente meist als Schlammkegel in der Nähe von Höhleneingängen.

Quellenangabe: 

P.H.G.M. Dirks et al.: Geological Setting and Age of Australopithecus sediba from Southern Africa. Science 328, 205 (2010)
L. R. Berger et al.: Australopithecus sediba: A New Species of Homo-Like Australopith from South Africa. Science 328, 195 (2010)
 

08.04.2010