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Der Nobelpreisträger und der «leere» Raum

Der amerikanische Physiker Frank Wilczek hat am Montag in der voll besetzten Aula der Universität Bern die Einstein Lectures eröffnet. Er sprach über das moderne Verständnis des Raumes: Der leere Raum sei voll von energetischer Aktivität – und die Materie sei bloss eine Störung davon.

Wir seien wie Fische, die plötzlich realisierten, dass sie im Wasser leben, sagt Frank Wilczek. Der amerikanische Physik-Nobelpreisträger hat am Montag, 30. November, an der Universität Bern einem Laienpublikum erklärt, dass der «leere» Raum alles andere als leer sei, sondern voll von energetischer Aktivität. Mit dem Referat «What is Space?» eröffnete Wilczek die Einstein Lectures, eine neue Vortragsserie der Universität und der Albert-Einstein-Gesellschaft Bern. Lange Zeit glaubten Physiker, der Raum sei ein passiver Container, in dem sich die Teilchen bewegen können. Genau das Gegenteil sei der Fall, argumentiert Wilczek heute: Der Raum sei das primäre Element unserer Realität und mit zahlreichen physikalischen Eigenschaften ausgestattet, welche die anderen fundamentalen Kräfte der Physik erst hervorbringen. Materie etwa entstehe durch schwingende Störungen im Raum, so wie Musik schwingende Störungen der Luft darstelle.

Jedes Jahr Einstein Lectures

Die Universität Bern und die Albert-Einstein-Gesellschaft Bern wollen die Einstein Lectures nun jährlich durchführen. Dabei werden sich die Forschungsfelder abwechseln, in denen Albert Einstein besonders aktiv war: Physik und Astronomie, Mathematik und Philosophie. Die Idee dahinter sei ganz simpel, erklärt Hans-Rudolf Ott, Präsident der Einstein-Gesellschaft: Albert Einstein habe von 1907 bis 1909 seine wissenschaftlich fruchtbarsten Jahre in Bern verbracht. Dass Frank Wilczek als erster Referent für die neue Vortragsserie eingeladen wurde, liegt nicht nur daran, dass er zu den einflussreichsten theoretischen Physikern der Welt zählt. Er hat zudem in seiner Zeit an der Princeton University im selben Haus gewohnt, in dem auch Albert Einstein einst hauste.

Noch zweimal Wilczek

Frank Wilczek ist ein grosser Kommunikator der Wissenschaft und gilt als einer der originellsten Denker unserer Zeit. Die Aula im Hauptgebäude war bis auf den letzten Platz gefüllt, als der Physiker gestern seine Theorien vorstellte. Er hält im Rahmen der Einstein Lectures 2009 noch zwei weitere Vorträge. Am Dienstag, 1. Dezember, spricht Wilczek über den Physiker Ettore Majorana, der eine fundamentale Gleichung der Teilchenphysik aufgestellt hat und im Jahr 1938 auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Am kommenden Mittwoch referiert er über die Erwartungen an die Experimente im neuen Teilchenbeschleuniger «Large Hadron Collider» (LHC) am CERN. Beide Vorträge sind öffentlich und kostenlos.

 

01.12.2009