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Die Suizidrate unter HIV-Patienten ist um die Hälfte gesunken

Eine Studie der Universität Bern zeigt: Nachdem die sehr wirksame Therapie gegen HIV im Jahr 1996 eingeführt wurde, sank die Suizidrate bei HIV-Patienten in der Schweiz um mehr als die Hälfte. Nun hat sich allerdings das Hauptmotiv für den Freitod bei HIV-Patienten verändert.

Die Suizidrate bei HIV-Patienten ist in der Schweiz stark gesunken: um über 50 Prozent. Dies hat ein Forschungsteam um Dr. Olivia Keiser vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern herausgefunden. Das Team hat Daten der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS) und der Schweizerischen Nationalen Kohorte (SNC) analysiert, welche beide vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt werden. Die SHCS ist eine der ältesten HIV-Kohortenstudien weltweit: Sie umfasst etwa 40 Prozent aller HIV-positiven und 70 Prozent der Patientinnen und Patienten mit AIDS in der Schweiz. Die Resultate der Studie wurden nun im «American Journal of Psychiatry» veröffentlicht. Die Suizidrate bei HIV-Patienten übertrifft jedoch diejenige der restlichen Bevölkerung immer noch bei weitem. Die Forschenden gehen davon aus, dass der Rückgang auf die hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) zurückzuführen ist. Bei einem erfoglreichen Verlauf bilden sich die HIV-bedingten Symptome zurück und das Immunsystem wird – wenn auch nicht vollständig – wiederhergestellt.

Viele Patienten sind depressiv 

Die schlechten Heilungschancen der Krankheit und die soziale Stigmatisierung der HIV-Infizierten waren vor der Einführung von HAART im Jahr 1996 für die hohe Suizidrate verantwortlich. Seit der Einführung der hochwirksamen Therapie hat sich das Hauptmotiv verändert: Überdurchschnittlich viele HIV-Patienten, die Selbstmord begehen, leiden an Depressionen. «Trotzdem erhalten viele Patienten weiterhin keine psychologische Betreuung», sagt Olivia Keiser. Die Resultate verdeutlichen, dass die Anstrengungen in diesem Bereich noch deutlich verstärkt werden müssen.

Quellenangabe:

Olivia Keiser, Adrian Spoerri, Martin W.G. Brinkhof, Barbara Hasse, Angèle Gayet-Ageron, Frédéric Tissot, Anna Christen, Manuel Battegay, Patrick Schmid, Enos Bernasconi, Matthias Egger for the Swiss HIV Cohort Study and the Swiss National Cohort: Suicide in HIV-Infected Individuals and the General Population in Switzerland, 1988–2008. The American Journal of Psychiatry (AJP) in Advance.

15.12.2009