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Dies Academicus 2005: Strategische Ziele für die Universität und Ehrendoktortitel für Adolf Ogi

An der 171. Stiftungsfeier forderte der neue Rektor Urs Würgler mehr Autonomie für die Universität Bern. Die Fakultäten und die Universität verliehen 10 Ehrendoktortitel und vergaben vier hochwertige Preise. Zu den Würdenträgern zählen der UNO-Sonderbeauftragte Adolf Ogi und die Radio-Journalistin Iren Meier.  

Rektor Urs Würgler zog am Dies Academicus eine erste kurze Bilanz aus seinen knapp 100 Amtstagen und formulierte seine strategischen Ziele für die Universität. Bern sei eine gute Universität, die in einigen Bereichen gar zur Weltspitze gehöre, in vielen Gebieten erbringe sie überdurchnittlich starke Leistungen, in einigen wenigen stehe sie auch vor Problemen.

In Zukunft verstehe sich Bern gemäss Würgler weiter als Volluniversität – nicht als eine, die «alles anbietet», sondern eine, die innerhalb der grossen Wissensbereiche Sozial- und Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften sowie Medizin ein breites, aber ausgewogenes und qualitativ hochstehendes Angebot präsentiert. International will Würgler die Universität Bern positionieren, indem diejenigen Forschungsbereiche gepflegt werden, in denen weltweit Spitzenleistungen erbracht werden. National sollen im Bereich der Forschung die Berner Marktanteile an Forschungsgeldern erhöht sowie weitere Nationale Forschungsschwerpunkte akquiriert werden. Regional legt Würgler den Schwerpunkt auf Studiengänge, die den universitären Ausbildungsbedürfnissen der Bevölkerung, der Wirtschaft und den staatlichen Arbeitgebern in der Region entsprechen. Auch soll die Universität vermehrt Kristallisationspunkt für die Gründung innovativer Unternehmen sein.


Mehr Autonomie gefordert

Um die angestrebten Ziele zu erreichen, werde es laut Würgler entscheidend sein, dass die kürzlich begonnene Revision des Universitätsgesetzes die Grundsätze universitärer Autonomie aufnimmt und umsetzt. Darunter versteht Würgler das Selbstbestimmungsrecht bezüglich der Zielsetzungen, der Finanzen, des Personals, der Organisation und der Sachmittel: «Der Träger soll nicht mehr über die Strukturen bestimmen, sondern die wissenschaftlichen Felder benennen, in denen er von der Universität Leistungen erwartet.» Dies solle im Gesetz festgelegt werden. Der Entscheid, welche Fakultäten oder Studiengänge zur Erfüllung dieses Auftrages erforderlich seien, müsse universitätsintern getroffen werden können. Ob die Universität ihre Aufgaben weiterhin als öffentlich-rechtliche Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit optimal wahrnehmen könne, oder ob etwa die Rechtsform einer Stiftung dafür besser geeignet sei, werde noch zu diskutieren sein.

Erziehungsdirektor Mario Annoni wusste in seiner Ansprache viel Positives über die Universität zu berichten. So zeigte er sich erfreut über die gelungene Umsetzung der Bologna-Reform und über die baulichen Massnahmen, mit denen die Universität im «Quartier Latin» Berns, der Länggasse, noch deutlicher als Stadtuniversität wahrgenommen werde. Angesichts der Abstimmungsergebnisse vom vergangenen Sonntag forderte er aber auch die Wissenschaftler auf, vermehrt zu kommunizieren und das Vertrauen der Bevölkerung in die Forschung zurückzugewinnen. In bezug auf das in Angriff genommene Universitätsgesetz äusserte sich Annoni vorteilhaft über die Idee einer universitären Stiftung.

Vom Vorstand der StudentInnenschaft der Universität (SUB) sprach Sarah Meyer hingegen ihre Bedenken über die Bologna-Reform aus. Sie bemängelte die fehlende Transparenz bei der Umsetzung der Reform und forderte mehr Einbezug der Studierenden und mehr Engagement der Universität in Gleichstellungsfragen.


Ehrendoktortitel für Adolf Ogi

Dieses Jahr verliehen die Fakultäten zehn Ehrendoktortitel: Die Christkatholische und Evangelische Fakultät würdigt die Radio-Journalistin Iren Meier; die Würde eines «Doctor iuris honoris causa» geht an den Rechtsberater Lucas David; die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät zeichnen die US-amerikanischen Ökonomen Robert G. King und Mark W. Watson aus; die Medizinische Fakultät würdigt den Bündner Hausarzt Martin Röthlisberger; die Vetsuisse-Fakultät verleiht die Würde eines «Doctor mediciniae veterinariae honoris causa» an den französischen Toxin-Forscher Michel R. Popoff; die Philosophisch-historische Fakultät ehrt die Sprachwissenschaftlerin Dorothea Weniger; die Philosophisch-naturwissenschaftliche Fakultät zeichnet den Relativitätstheorie-Experten Norbert Straumann aus und die neue Philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät verleiht dem deutschen Arbeitspsychologen Winfrid Hacker sowie dem UNO-Sonderberater für Sport Adolf Ogi den Ehrendoktortitel.


Hans-Sigrist-Preis an Stephen Elledge

Der mit 100'000 CHF dotierte Hans-Sigrist-Preis, mit dem Forscher aus dem In- und Ausland für hervorragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet werden, geht an den US-amerikanischen Genetiker Stephen Elledge vom Howard Hughes Medical Institute in Boston. Das Hans-Sigrist-Förderungsstipendium im Bereich «Public Governance» wurde dem Politologen Georg Lutz zugesprochen.  

Für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Tumorimmunologie hat die Universität Bern den mit 50'000 CHF dotierten Theodor-Kocher-Preis 2005 an den 38-jährigen Adrian Ochsenbein verliehen. Ochsenbein ist Leitender Arzt an der Klinik und Poliklinik für Medizinische Onkologie am Inselspital und der Universität Bern. Mit dem Theodor Kocher Preis werden die besten Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet. Die Haller-Medaille wird auf Antrag der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät an die Berner Betriebs- und Volkswirtschaftlerin Vera Friedli für ihre Beiträge zum zeitgemässen Personalmanagement verliehen.

Mit dem Berner Umwelt-Forschungspreis wird die Arbeit von Silvia Ulli-Beer gewürdigt. Ulli-Beer, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Interfakultären Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) der Universität Bern, hat ein Modell für die Entscheidunterstützung im kommunalen Abfallmanagement entwickelt. Neben diesen Hauptpreisen gehen in diesem Jahr zwei Anerkennungspreise an This Rutishauser, Doktorand am Geographischen Institut der Uni Bern, und an Simone Schmid, Redaktorin bei «Ride» und Produkte-Managerin der «Swiss Singletrail Maps» in Biel.

03.12.2005