Welche Motive stecken hinter den Klimastreiks?

Junge Menschen nehmen an Klimastreiks teil, weil sie den Klimawandel als ernsthafte Krise anerkennen, den Handlungsbedarf der Politik als gross einschätzen und um die Zukunft von Umwelt und Menschheit besorgt sind. Jene, die nicht teilnehmen, lassen sich in erster Linie von der Furcht vor negativen Konsequenzen abhalten. Dies ergab eine Online-Befragung durch Forschende der Universität Bern und der Pädagogischen Hochschule Bern.

Seit Greta Thunbergs eindringlichen Auftritten an der Weltklimakonferenz in Katowice sowie am WEF in Davos formieren sich auch in der Schweiz Tausende von jungen Menschen in Klimastreik-Bewegungen, demonstrieren für das Klima und fordern insbesondere von der Politik einen konsequenteren Klimaschutz. Begleitet von einem grossen Medienecho erhalten die Anliegen der Streikenden einerseits viel Zuspruch, bei anderen lösen sie lediglich Kopfschütteln aus. Doch wie denken junge Menschen selbst über die Klimastreik-Bewegung? Welches sind die Motive für eine Teilnahme und aus welchen Gründen bleiben Junge den Protesten fern?

Ermunterungen durch Eltern und Lehrer spielen kaum eine Rolle

Diesen Fragen auf den Grund ging eine nicht repräsentative Online-Befragung unter 14- bis 25-Jährigen, die von Adrian Brügger (Universität Bern, Institut für Marketings- und Unternehmensführung) und Moritz Gubler (Universität Bern, Geographisches Institut und Pädagogische Hochschule PHBern) durchgeführt wurde. Rund die Hälfte der knapp 900 Befragten hatte zum Zeitpunkt der Befragung bereits an einem oder mehreren Klimastreiks teilgenommen.

«Erste Resultate zeigen: Für mehr als 90 Prozent der Befragten waren wichtige Motive für die persönliche Teilnahme an den Streiks die Anerkennung des Klimawandels als ernsthafte Krise, der Handlungsbedarf seitens der Politik sowie die Sorge um die Zukunft der Umwelt und Menschheit», sagt Studienleiter Adrian Brügger. Ermunterungen durch Lehrpersonen oder Eltern hingegen seien von mehr als 9 von 10 Streikenden als «unwichtig» bewertet worden.

Auch Nicht-Teilnehmende anerkennen Klimawandel als wichtig

Unter den Nicht-Streikenden war die Befürchtung vor negativen Konsequenzen durch Fernbleiben des Unterrichts oder der Arbeit mit 55 Prozent der wichtigste Grund das Fernbleiben von den Streiks. Die überwiegende Mehrheit der Nicht-Streikenden gab an, sowohl das Motiv «persönliches Desinteresse am Thema Klimawandel» wie auch die Überzeugung, dass Klimastreiks keine Wirkung zeigen würden, seien für ihr Fernbleiben «unwichtig» gewesen (78 % respektive 82 %). «Dies deutet also darauf hin, dass die Nicht-Teilnehmenden Klimastreiks nicht grundsätzlich als unnütz oder den Klimawandel als unwichtig betrachten», sagt Moritz Gubler. Die detaillierte Auswertung der Daten sowie eine Nachfolgestudie sollen in den kommenden Monaten klären, welche Rolle weitere Faktoren für die Beteiligung an Klimastreiks spielen – etwa die Selbstwirksamkeitserwartung, die Risiko-Wahrnehmung oder Emotionen.

18.03.2019